Research und Märkte
„History doesn’t repeat itself, but it often rhymes” (Mark Twain). Für die Kapitalmärkte haben die 70er-Jahre eine durchaus turbulente Zeit dargestellt. Auch die erste Hälfte des Börsenjahres 2022 war von hoher Volatilität geprägt. Wenngleich eine Wiederholung des damaligen Zyklus als unwahrscheinlich gilt, lassen sich einige wichtige Ableitungen für die aktuelle Marktphase treffen.
2022 markiert den schlechtesten Start in ein Aktienjahr seit 1970. Damals korrigierten die Kurse in den ersten sechs Monaten um 22 Prozent, konnten jedoch bis Jahresende die Verluste wieder komplett aufholen. Blickt man auf die Märkte der 70er-Jahre, zeigt sich eine hohe Korrelation mit den jeweiligen Wachstumserwartungen. In der ersten Hälfte des Jahrzehntes agierte der S&P500 als Spiegelbild des Inflationsverlaufes. Nachdem der Index 45 Prozent seines Wertes einbüßte, war 1974 zeitgleich mit dem ersten Inflationshöhepunkt die Talsohle der Abwärtsbewegung erreicht. Im Gegenzug ermöglichte die wirtschaftliche Erholung 1975/76 ein Plus von rund 70 Prozent auf Total-Return-Basis. Die zweite Inflationswelle ab 1977 übte vorerst geringeren Druck auf die Aktienmärkte aus. Nach anfänglichen Verlusten von etwa 20 Prozent konnten sich die Kurse schnell wieder erholen und mit Erreichen des „Inflationspeaks“ 1980 noch deutlich an Fahrt gewinnen. Doch auch hier zeigt sich der enge Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Aussichten. Denn wirklich trübe Wolken am Konjunkturhimmel zogen erst Anfang der 80er-Jahre auf. In den USA bahnte sich im Zuge von Leitzinsanhebungen auf über 20 Prozent eine erneute Rezession an. Der S&P500 reagierte entsprechend mit Kursverlusten von rund 35 Prozent. Übersetzt man die Dynamik der damaligen Kursbewegungen in die Gegenwart, gibt es stets Potenzial für Erholungen, wie der Juli 2022 zeigt. Aber auch weitere Abwärtsbewegungen sind möglich. Für institutionelle Anleger ist Anpassungsfähigkeit das Gebot der Stunde.
Bewertungsseitig scheint es verfrüht, zum jetzigen Zeitpunkt schon Entwarnung zu geben. Zwar hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 (basierend auf den Gewinnerwartungen der kommenden zwölf Monate) seit dem Hoch vergangenen Jahres bereits um 30 Prozent korrigiert. Das absolute Niveau liegt jedoch weiterhin über dem langfristigen Durchschnitt oder dem Niveau der 70er-Jahre. Auf sektoraler Ebene stachen damals Energie- und Rohstoffwerte in ihrer Performance hervor, trotz Einbußen im Zuge der aggressiven Leitzinserhöhungen. Am unteren Ende wiederum mussten Investoren in den Branchen Einzelhandel, Automobile sowie bei langlebigen Wirtschaftsgütern Halbierungen in der Wertentwicklung hinnehmen. Ein ähnliches Gefälle zwischen den Sektoren lässt sich auch 2022 beobachten. Aber dank der aktiven Steuerung in den Fonds können die Experten der Deka diesen Entwicklungen Rechnung tragen.
Im Gegensatz zu Aktien richtet sich der Verlauf von Anleiherenditen stärker nach Inflation und Geldpolitik. Gleichzeitig war Anfang der 70er-Jahre ein Großteil des Renditeanstiegs vor Beginn der Zinserhöhungen bereits eingepreist. Im Zuge der ersten Inflationswelle kletterten die Renditen „nur“ um etwa 250 Basispunkte auf 8,5 Prozent. Umso dynamischer gestaltete sich dagegen die Situation von 1978 bis 1980. Die Renditen stiegen zunächst von sieben auf 12,5 Prozent und erreichten 1981 die Marke von 16 Prozent. Beide Male lagen in den USA zeitlich die Inflationsspitze, das Renditehoch und das vorläufige Ende des Zinserhöhungszyklus nah beieinander. Wenngleich die Renditeentwicklung in diesem Jahr auf absoluter Ebene geringer ausgefallen ist, ist das Muster durchaus vergleichbar. Auch die Verflachung der Zinsstrukturkurve lässt Parallelen erkennen.
Die Inflationsphasen der Nachkriegszeit verdeutlichten, dass mit Anleihen und Aktien auf realer Ebene keine positiven Erträge erzielt werden konnten. Dies gelang lediglich bei Gold und Öl mit Realrenditen im Bereich von 15 Prozent im Jahr. Andere Rohstoffe, wie beispielsweise das Industriemetall Kupfer, konnten diese Entwicklungen nicht mitgehen, was im Hinblick auf die angeschlagene Wirtschaftslage zu der Zeit nachvollziehbar erscheint. Während die Ölpreisschocks exogener Natur waren, demonstrierte der Ansturm auf Gold, dass Investoren in dieser Asset-Klasse stets einen sicheren Hafen sahen. Ein Phänomen, das in den ersten Monaten dieses Jahres wieder zutage getreten ist.
Nach dem aktuellen Stand der Dinge werden sich die Kapitalmärkte vorerst nicht von der angespannten Stimmung befreien können – aktuell liegt diese bei den US-Konsumenten auf einem historischen Tiefstand. Unternehmensseitig lässt sich aber weiterhin vorsichtiger Optimismus beobachten. Ähnlich wie in den 70er-Jahren ist man trotz hoher Inflation und geldpolitischer Straffung bisher in der Lage, die steigenden Inputpreise und höheren Produktionskosten weiterzugeben. Für institutionelle Investoren wird es in den nächsten Monaten entscheidend sein, bei einzelnen Anlageentscheidungen Flexibilität walten zu lassen. Aber gleichzeitig sollten bei übergeordneten Allokationsfragen die längerfristigen Risiko- und Ertragserwartungen im Blick behalten werden. Die Experten der Deka stehen hier mit Rat und Tat zur Seite.
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