Abnahme

Deka Institutionell Investment-Konferenz 2023

Innovation und Handlungsmut: Wege zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands.

Vor welchen Herausforderungen unsere Gesellschaft derzeit steht. Warum gerade jetzt ein gemeinsames Handeln von Politik und Wirtschaft gefragt ist. Und was dies für die Kapitalmärkte und für institutionelle Investoren bedeutet. Antworten zu diesen Fragestellungen bekamen die Teilnehmer der diesjährigen Deka Institutionell Investment-Konferenz in Oberursel.

Dezember 2023

Geostrategische Umbrüche, gesellschaftspolitische Krisen, stockende Konjunkturentwicklung – und nun auch noch das Verfassungsgerichtsurteil aus Karlsruhe mit der folgenden Haushaltssperre. Was bedeutet dies alles für die weiteren realwirtschaftlichen sowie gesamtgesellschaftlichen Aussichten hierzulande – und für die Kapitalmärkte? Auf der diesjährigen Deka Institutionell Investment-Konferenz (DIIK) diskutierten hochkarätige Expertinnen und Experten diese Fragen unter dem Motto „Deutschland zwischen Realität und Vision – mit Zuversicht die Zukunft gestalten“.

Susanne Hellmann, Leiterin Vertrieb Institutionelle Anleger bei der Deka, betonte die Dringlichkeit bei der Beantwortung der zentralen Frage: „Wo steht Deutschland heute, und wo wollen beziehungsweise können wir in 2030, 2040 oder 2050 stehen?“ Es sei unbestreitbar, dass Deutschland mit vielfältigem Gegenwind konfrontiert sei – von anhaltender Inflation über die schleppende Energiewende bis hin zu Fragen des Umgangs mit China sowie zu Digitalisierungsrückständen und Infrastrukturproblemen. „Gleichzeitig aber gibt es auch eine Reihe positiver Entwicklungen, die nicht unterschätzt werden dürfen: So gehören unsere Staatsfinanzen zu den solidesten in Europa, und die Arbeitslosigkeit bleibt auf niedrigem Niveau“, so Hellmann.

Handlungsbedarf in der Politik und an den Kapitalmärkten.

Trotz der geopolitischen Konflikte habe sich laut Dr. Ulrich Kater die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit als äußerst anpassungsfähig erwiesen. Das stimmt den Deka-Chefvolkswirt zuversichtlich, dass sich diese auch in der gegenwärtigen Phase hoher Zinsen und Inflation als resilient erweisen werde. Inflation bleibe ein bedeutendes Thema, auch wenn die Teuerungsraten inzwischen auf dem Weg nach unten zum Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank seien. Denn zum einen werde die Inflationsbekämpfung nun aufgrund sogenannter Zweitrundeneffekte schwieriger: Wegen der wachsenden Lohndynamik drohten zudem anhaltende Kostensteigerungen der Unternehmen.

Zudem werde an der Schuldenproblematik auch das Karlsruher Urteil zum Bundeshaushalt nichts ändern. Denn mit einer Grundsatzdebatte über immer weiter steigende Staatsschulden, die refinanziert werden müssen, sei nicht zu rechnen. „Wir erwarten daher, dass in der neuen Kapitalmarktphase Inflation und Zinsen bleiben werden.“ Mit weitreichenden Folgen für Investoren, mahnt Kater: „Der Kaufkraftverlust muss durch die Verzinsung kompensiert werden, erst dann fängt der ‚reale‘ Zins an“, so der Chefvolkswirt.

Handlungsbedarf sieht Kater sowohl an den Kapitalmärkten als auch in der Politik. Langfristige wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit erfordere Reformen, um den Herausforderungen am Standort Deutschland zu begegnen und das Potenzialwachstum zu sichern.

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Thomas Leicher, Leiter Institutionelle Kunden, Deka
Torsten Knapmeyer, Vertriebsvorstand, Deka
Corinna Wohlfeil, Moderatorin, n-tv
(v. l. n. r.)

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Prof. Dr. Norbert Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bundestagspräsident a. D.

Mit Innovation und Handlungsmut unsere Wirtschaft reformieren.

Die Expertinnen und Experten auf der DIIK teilten diese Einschätzung und betonten die Notwendigkeit, die Wirtschaft durch Innovation und Handlungsmut zu reformieren. Besonders im Bereich der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft sowie der Energiewende gebe es weiterhin großen Handlungsbedarf. Der Energieexperte Prof. Dr. Volker Quaschning veranschaulichte dies anhand von Fotos und machte deutlich: „Dürresommer und extreme Wetterereignisse sind bereits da und bleiben. Aber es gibt noch viel zu tun, um die wirklichen Katastrophen abzuwenden.“ In Schaubildern zeigte er zudem auf, wie Deutschland die Umstellung auf erneuerbare Energien meistern könne und weshalb die dafür notwendigen Technologien bereits vorhanden seien.

Fridtjof Detzner, Mitbegründer von Planet A Ventures und des Website-Builders Jimdo, sieht die kommende Dekade als Chance für grundlegende Veränderungen. Investitionsentscheidungen sollten darauf abzielen, Projekte zu unterstützen, die einen nachweisbar positiven Einfluss auf Wirtschaft und Ökosystem haben. Als Beispiel präsentierte er den Risikokapitalfonds Planet A, der Partnerschaften mit europäischen Green-Tech-Start-ups eingeht, die nachweislich die Umwelt verbessern.

Um seine Zukunftsfähigkeit zu verteidigen, müsse Deutschland laut Prof. Dr. Enzo Weber zudem seinen Arbeitsmarkt reformieren. Denn der demografische Wandel setze nicht nur die Wirtschaft unter Druck, sondern auch das Rentenmodell. Hier biete die Transformation eine Jahrhundertchance für die deutsche Wirtschaft: „Wir sind die Generation, die Künstliche Intelligenz am Arbeitsmarkt einsetzen kann, um diesen reichhaltiger und produktiver zu gestalten“, so der Experte für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Innovative Wertschöpfung durch Digitalisierung im Asset Management.

Warum Digitalisierung auch in der Finanzwirtschaft immer weiter an Bedeutung gewinnt und sich dadurch die Wertschöpfungsketten im Asset Management deutlich verändern, verdeutlichte Martin Klaus Müller: „Kollaboration und Vernetzung werden in Zukunft entscheidend sein für den Geschäftserfolg von Banken“, so das Vorstandsmitglied der Deka. Ein bedeutender Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit liege in der Auseinandersetzung mit den Anwendungsbereichen digitaler Assets, bei denen die Deka als Vorreiter agiert und bereits seit 2017 aktiv Blockchain-Technologien nutzt. "Die Tokenisierung von Vermögenswerten hat zuletzt stark an Bedeutung gewonnen", erklärte der Experte, und betonte vor allem die Aussicht auf die "Tokenisierung von Wertpapieren sowie von illiquiden Assets" als wegweisende Entwicklungen.

„Wir investieren in die Zukunft, in Technologie, in Weiterentwicklung – und das nutzen wir, um unser institutionelles Geschäft auch in Zukunft mit einem starken Fundament zu unterlegen und konsequent zu wachsen“, ergänzte sein Kollege Torsten Knapmeyer. „Unser Engagement im Bereich der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz unterstützt uns zudem dabei, in Zeiten des Fachkräftemangels die richtigen Mitarbeitenden für uns zu gewinnen“, erläuterte der Vertriebsvorstand der Deka. Schließlich lege insbesondere die jüngere, technikaffine Generation zunehmend Wert auf einen zukunftsorientierten Arbeitgeber, der die Möglichkeiten technologischer Fortschritte für sich und seine Kunden zu nutzen weiß.

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Fridtjof Detzner, Mitbegründer Planet A Ventures + Jimdo

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Susanne Hellmann, Leiterin Abteilung Institutionelle Anleger, Deka

Resilientere Wirtschaftsstrukturen durch Digitalisierung.

Mehr Digitalisierung kann nach Einschätzung der Referentinnen und Referenten der DIIK zudem dazu beitragen, dass durch eine Umgestaltung der Wertschöpfungsketten und der Energiewirtschaft in Deutschland problematische Abhängigkeiten des Landes verringert werden könnten. So hat sich Deutschland nach Einschätzung des ehemaligen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert in den letzten Jahrzehnten nicht nur stark abhängig von der Sicherheitspolitik der USA gemacht, sondern auch von chinesischen Zulieferungen und russischen Rohstoffen. Hier müsse Deutschland umdenken. „Wir haben in der Menschheitsgeschichte noch nie bessere Möglichkeiten zur Verfügung gehabt, um den Herausforderungen zu begegnen“, plädierte er für Optimismus.

Überdacht werden sollten nach Einschätzung der Expertinnen und Experten nicht nur fragwürdige zwischenstaatliche Beziehungen, sondern auch Verhaltensweisen innerhalb unserer Gesellschaft: Damit die enormen Herausforderungen gemeinsam gemeistert werden können, ist nach Überzeugung des Fernsehmoderators Frank Plasberg neben Entscheidungsmut und Zuversicht vor allem ein faireres Miteinander notwendig. „,Made in Germany‘ war früher positiv besetzt. Das ist heute leider vorbei“, stellte er seine Sicht dar. Um dies zu ändern, müssten laut „Plasbergs To-do-Liste“ essenzielle Verhaltensweisen bei jedem Einzelnen verändert werden. Dazu zählte Plasberg unter anderem den respektvollen Umgang miteinander, den Respekt vor Politikern oder auch, das Schimpfen über die überbordende Bürokratie sein zu lassen, wenn zeitgleich alles und jeder mit Klagen überzogen werde.

Besondere Möglichkeiten an den Kapitalmärkten.

Was bedeutet diese herausfordernde Gemengelage für die Aussichten an den Kapitalmärkten? Selbstverständlich müssten Risikofaktoren wie geopolitische Entwicklungen und rezessive konjunkturelle Tendenzen bei Anlageentscheidungen angemessen berücksichtigt werden, erläuterte Deka-Investment-Stratege Markus Zipperer beim traditionellen Blick auf die Märkte.

Aber Zipperer machte anhand seiner Analyse deutlich, dass die Rückkehr der Zinsen dabei helfen würde, renditeträchtige Anlagemöglichkeiten zu identifizieren. „Wir beobachten schon jetzt bei vielen Kunden die Verlagerung von Investments von illiquiden hin zu klassischen Anlageformen“, ergänzte Zipperer. Sein Appell: „Haben auch Sie Mut, die Möglichkeiten an den Kapitalmärkten zu nutzen!“

In seinen Augen seien dabei „Aktien eine gute Idee, noch besser aber sind Renten. Und alles ist besser als Festgeld.“ Denn am Aktienmarkt spreche die robuste Konjunkturentwicklung zwar für eine weitere Fortsetzung des Kursaufschwungs. Doch während hier „ein Großteil der Erholung bereits stattgefunden hat“, sei dies im Anleihebereich noch nicht der Fall.

Ähnlich sieht das Thomas Leicher, Leiter des Bereichs Vertrieb Institutionelle Kunden der Deka: „Es wird ein Bondjahr werden“, brachte es der Anlageprofi auf den Punkt. „Jetzt ist der Zeitpunkt dafür, sich eine ausgewogene Laufzeitstruktur und die attraktiven Renditeniveaus zu sichern.“ Der Aktienmarkt zeige sich dagegen bereits jetzt „sehr euphorisch“. Gut beraten sei man hier daher womöglich mit „Low Risk“-Strategien und anderen quantitativen Ansätzen.

Video-Interviews von der Deka Institutionell Investment-Konferenz.


„Wir brauchen die Zustimmung zu konkreten Veränderungen”

Prof. Dr. Norbert Lammert

Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bundestagspräsident a. D.

37 Jahre lang war Prof. Dr. Norbert Lammert Mitglied des Deutschen Bundestages. Er bemängelt den oftmals nur rhetorischen Mut in Politik und Gesellschaft, und wirbt für mehr Bereitschaft, Lösungen – wie beim Klimawandel – auch faktisch umzusetzen.

„Wir sollten unseren Umgang mit Politikern ändern“

Frank Plasberg

Journalist und Fernsehmoderator

Als Talkshow-Moderator führte Frank Plasberg mit Politikern teils hitzige Diskussionen. Doch der Umgangston mit diesen in der Gesellschaft ist ihm zu rau geworden. Er wirbt für ein faires Miteinander.

„Die Effekte unserer Geldanlagen müssen sichtbar werden”

Fridtjof Detzner

Mitbegründer Planet A Ventures + Jimdo

Fridtjof Detzner ist vielen bekannt als Mitbegründer des Website-Baukastens Jimdo. Mit seinem aktuellen Projekt, dem Risikokapitalfonds Planet A, möchte er nachweisbar zum Schutz der Umwelt beitragen. Wie blickt er auf die Finanzbranche?

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