Corporate Governance
Fair-Antwortung.
Ladestation für Elektroautos: Die Aktionärsvertreter der Deka setzen sich auf Hauptversammlungen von Automobilherstellern für den Ausbau der Elektromobilität ein. Dieses Engagement ist Teil der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Corporate Governance-Strategie der Deka.
Aktionäre strafen auf thyssenkrupp-Hauptversammlung den Aufsichtsrat ab, „Eiszeit bei thyssenkrupp-Hauptversammlung“ – es waren eher kritische Botschaften, die anlässlich der Hauptversammlung der Thyssenkrupp AG im Februar 2019 in den Medien zu finden waren. Nach dem überraschenden Weggang des Vorstandsvorsitzenden im Juli 2018 in Kombination mit einer Abfindung hatten die Anleger offensichtlich Klärungsbedarf.
Immer wieder werden Managemententscheidungen von Unternehmen kontrovers in der Öffentlichkeit diskutiert. Im Nachklang zu den Hauptversammlungen wird deutlich, dass auch die Aktionäre die Entscheidungen und strategischen Weichenstellungen von Vorstand und Verwaltungsrat hinterfragen und eben diese Themen dann auch in den Medien aktiv diskutiert werden. Eine aktive Corporate Governance ist zunehmend gefordert. Für die Deka hat deshalb die Vertretung der Interessen und Stimmrechte ihrer Anleger gegenüber den Aktiengesellschaften einen hohen Stellenwert.
„Wir wollen den Wandel der Unternehmen begleiten und werden deshalb unsere Aktivitäten in diesem Bereich deutlich ausbauen.“
Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance,
Deka Investment.
Die Deka hat als Vermögensverwalter eine treuhänderische Verantwortung gegenüber den ihr anvertrauten Anlagegeldern. Sie hat ihren Fokus deshalb schon vor geraumer Zeit auf das Thema Corporate Governance ausgerichtet und arbeitet kontinuierlich daran, eine verantwortungsvolle, langfristig orientierte Unternehmensführung durchzusetzen. Dabei ist ein langer Atem gefragt. „Uns geht es um eine langfristige erfolgreiche Perspektive der Unternehmen. Deshalb stehen wir in einem ständigen Dialog mit der Unternehmensführung und bei Bedarf ebenso mit dem Aufsichtsrat“, erläutert Ingo Speich. Der 42Jährige ist seit April Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka Investment. „Wir hinterfragen Entscheidungen kritisch, sehen uns dabei aber vor allem als konstruktive Partner des Unternehmens.“ Das Analystenteam der Deka hat rund 2.000 Unternehmenskontakte im Jahr. Gerade im direkten Gespräch mit den CEOs oder CFOs der Konzerne werden Strategie, Ausrichtung und langfristige Perspektiven kritisch hinterfragt. 2018 wurde bei 295 Unternehmen weltweit abgestimmt, Tendenz für 2019 steigend. Dabei wird nicht nur für die aktiv gemanageten Fonds der Deka das Stimmrecht ausgeübt, sondern auch für die ETFs.
Engagierte Auftritte auf Hauptversammlungen.
Nach außen hin sichtbar wird das Engagement unter anderem bei den Auftritten auf Hauptversammlungen. „Wir setzen in erster Linie auf den direkten Dialog mit dem Management, aber äußern uns, wenn nötig, auch öffentlich. Da wir bei vielen DAX-Unternehmen im Durchschnitt für rund ein Prozent des Eigenkapitals stehen und insgesamt rund vier Millionen Anleger vertreten, hat unsere Stimme durchaus Gewicht“, so Winfried Mathes, der seit drei Jahren für die Deka auf Hauptversammlungen spricht. Bei zehn Hauptversammlungen hat die Deka im vergangenen Jahr das Wort ergriffen. Bei ihren Auftritten vertreten die DekaExperten engagiert die Forderung nach einer nachhaltigen, langfristig ausgerichteten Unternehmensentwicklung und sprechen Defizite an, zum Beispiel bei Daimler und VW aktiv das Thema CO2-Emissionen. Hier wird aktiv nachgefragt, wie die Autobauer sicherstellen, dass die verschärften CO2-Grenzwerte ihrer Neuwagen auch in den Folgejahren eingehalten werden. Dazu zählt auch ein Kulturwandel in solchen Unternehmen – die Automobilbranche muss sich auf das Ende des Verbrennungsmotors und die neuen Mobilitätsanforderungen einstellen. So rief Corporate-Governance- Experte Winfried Mathes auf der Hauptversammlung der Daimler AG im April 2018 das Management dazu auf, mit Blick auf den Wertewandel in der Gesellschaft die Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte voranzutreiben und die Abhängigkeit vom reinen Autoverkauf zu reduzieren. Gleichzeitig bemängelte er das Fehlen von Elektroautos in der Angebotspalette: „Klimabezogene, politische und technologische Risiken bedrohen die Geschäftsmodelle der Unternehmen, die nicht rechtzeitig auf die neuen Herausforderungen reagieren“, erläutert Mathes dieses Vorgehen, und so begrüßt die Deka den – wenn auch späten – Wandel von Volkswagen zu einem komplett CO2-neutralen Konzern bis 2050. „Eben solche Prozesse wollen wir aktiv mit den Unternehmen begleiten und auch hier den Finger bei Bedarf weiter in die Wunde legen.“
Ingo Speich
Aktives Aktionärsengagement hat in Deutschland ein Gesicht.
In den letzten drei Jahren hat die Deka ihre Corporate-Governance-Aktivitäten deutlich ausgebaut und damit der schnell wachsenden Bedeutung des Themas Rechnung getragen. Mit der Verpflichtung von Ingo Speich, 42, geht das Wertpapierhaus der Sparkassen diesen Weg konsequent weiter. Seit dem 1. April koordiniert er als neuer Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance das Deka-Engagement in diesem Bereich. Gleichzeitig soll er das Thema Nachhaltigkeit umfassend weiter ausbauen. Speich kommt von Union Investment. Der Diplom-Kaufmann mit MBA gehört der Corporate Governance-Kommission der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) an, die sich der Implementierung und des Ausbaus der Corporate Governance-Richtlinien in Unternehmen annimmt.
Transparente Governance.
Was die Deka mit ihrem Abstimmungsverhalten im Detail erreichen will, hat sie in ihren „Grundsätzen der Abstimmungspolitik“ definiert. Pate standen dabei unter anderem die Analyse-Leitlinien für Hauptversammlungen des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI). Hinter diesen Grundsätzen steckt der Wille der Deka, sich wenn nötig auch kritisch mit den Unternehmen auseinanderzusetzen. 2018 haben Deka-Vertreter insgesamt rund 30 Prozent der Abstimmungspunkte auf Hauptversammlungen abgelehnt. Anfang 2019 wurden die Abstimmungsgrundsätze noch einmal nachgeschärft.
Eine besondere Bedeutung kommt der Unternehmenssteuerung zu. Die Aufmerksamkeit der Deka gilt hier unter anderem dem Vergütungssystem. „Die Vergütung darf das Management nicht dazu verleiten, unangemessene Risiken einzugehen. Entsprechend sollte der Fokus nicht zu stark auf die kurzfristige Zielerreichung gerichtet sein“, so Speich. Bei der Deka sieht man es deshalb kritisch, wenn der Aktienkurs der alleinige Leistungsparameter zur Bestimmung der variablen Vergütung ist: „Eine einseitige kurzfristige Fokussierung kann zu Fehlentwicklungen führen.“ Stattdessen sollten sich relevante Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance, kurz: ESG) in den langfristigen Leistungskennzahlen wiederfinden. Speich plädiert dafür, bei der Gestaltung der variablen Vergütungsbestandteile nicht nur positive, sondern auch negative Entwicklungen zu berücksichtigen und dem Bonus ggf. auch einen Malus gegenüber zu stellen. Bei grob pflichtoder sittenwidrigem Verhalten des Managements fordert die Deka Geld zurück: Eine Regelung zur Rückerstattung von Vergütungen, eine so genannte Claw-Back-Klausel, sollte ihrer Meinung nach fester Bestandteil des Vergütungssystems sein.
Deka sieht Verbesserungsbedarf.
Ein Aufsichtsrat muss in der Lage sein, den Vorstand bei seinen operativen Aufgaben zu beraten und zu beaufsichtigen. Viele deutsche Unternehmen haben nach Überzeugung der Deka im internationalen – und auch im europäischen – Vergleich bei verschiedenen Kompetenzfeldern Verbesserungsbedarf.
Neben der Incentivierung des Managements spielt auch seine Kontrolle aus Sicht der Deka eine wichtige Rolle. „Wir wollen einen kompetenten und unabhängigen Aufsichtsrat, dessen Mitglieder ausreichend Zeit für diese Aufgabe mitbringen“, skizziert Ingo Speich das Wunschprofil. Die Deka plädiert dafür, mindestens die Hälfte der Positionen im Aufsichtsrat mit unabhängigen Vertretern zu besetzen. Unabhängig bedeutet unter anderem, dass es sich bei den Mitgliedern nicht um ehemalige Vorstandsmitglieder des Unternehmens oder Vertreter größerer Aktionäre handeln soll. Damit die Aufsichtsratsmitglieder ihren Aufgaben gerecht werden können, sollten sie jeweils maximal fünf Mandate innehaben. Um die Unabhängigkeit des Gremiums dauerhaft zu gewährleisten und Interessenkonflikte zu vermeiden, spricht sich die Deka darüber hinaus für eine zeitliche Begrenzung auf maximal drei Amtsperioden aus.
Unternehmen auf diese Weise engagiert zu begleiten und ein verantwortungsvolles Management durchzusetzen ist harte Detailarbeit. Bei der Deka ist man jedoch davon überzeugt, dass der Aufwand sich lohnt: „Unternehmen, die mit einer nachhaltigen Perspektive geführt werden, meiden in der Regel bestimmte Risiken, die aus einer kurzfristigen Profitorientierung entstehen“, unterstreicht Ingo Speich. „Das macht sie stabiler und berechenbarer für uns als Investoren. Davon wiederum profitieren am Ende auch unsere Anleger in Form solider Portfolios.“