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Kompetenz

Digitaler Sparkassenbrief: „Eine Technologie, die Freude macht“

Mit dem digitalen Sparkassenbrief macht die Deka die Refinanzierung von Sparkassen durch institutionelle Kunden sehr viel einfacher und vor allem schneller. Thorben Lüthge und Dr. Matthias Kowallik zeigen auf, welche Vorteile die neue Blockchain-Anwendung bietet und weshalb die Deka das Thema digitaler Assets vorantreibt.

Juli 2023

In Bezug auf neue Technologien hat Thorben Lüthge eine klare Meinung: Der Nutzen für den Kunden müsse sich erhöhen. „Woran wir keine Freude haben, sind technisch raffinierte Lösungen, die der Kundin und dem Kunden keinen Mehrwert bringen“, sagt der Leiter des Kapitalmarktgeschäfts bei der Deka. Umso zufriedener ist Lüthge mit der jüngsten Produktentwicklung seines Hauses: dem digitalen Sparkassenbrief. Der nutzt die Technologie der Blockchain und macht Transaktionen mit diesen Wertpapieren einfacher, transparenter und vor allem schneller. „Beim digitalen Sparkassenbrief geht es vorrangig darum, die Geschwindigkeit beim Settlement deutlich zu beschleunigen“, erklärt Dr. Matthias Kowallik, Leiter Institutionelle Kunden Sparkassen & Finanzinstitute bei der Deka.

„Beim digitalen Sparkassenbrief geht es vorrangig darum, die Geschwindigkeit beim Settlement deutlich zu beschleunigen.“

Dr. Matthias Kowallik

Leiter Institutionelle Kunden Sparkassen & Finanzinstitute, Deka

Sparkassenbriefe sind neben den Einlagen der Privatkunden ein wichtiges Refinanzierungsinstrument der Institute im Sparkassenfinanzverbund. Sie haben das Format einer Namensschuldverschreibung, sind also stets auf einen bestimmten Gläubiger ausgestellt und nicht ohne weiteres übertragbar. Dazu kommt, dass die Emission, also Ausgabe und Verkauf von Sparkassenbriefen, ein „behäbiger Prozess“ sei, wie Lüthge es ausdrückt. Bis eine traditionelle Transaktion abgeschlossen ist, dauere es häufig bis zu sieben Tage. Ähnlich viel Geduld benötigen Gläubiger, wenn sie ihre Sparkassenbriefe auf dem Sekundärmarkt weiterverkaufen wollen. Sie müssen die Papiere zunächst abtreten, und die Abtretungsanzeige muss dann wieder papierhaft den ursprünglichen Emittenten erreichen. Der muss nun schließlich an den neuen Eigentümer zahlen. „Die Sekundärmarktfähigkeit ist bei den traditionellen Sparkassenbriefen stark eingeschränkt“, resümiert Kowallik.

Werden die administrativen Vorgänge dagegen digital unter Nutzung der Blockchain abgewickelt, verkürzt sich der Zeitraum zwischen Geschäftsabschluss und Finalisierung des Settlements auf „null“ bis zu einem Tag. „Eine Transaktion, die quasi in Echtzeit stattfindet, bedeutet einen Riesenvorteil bei der Handelsabsicherung“, so Kowallik. Doch nicht nur das sogenannte Erfüllungsrisiko wird damit praktisch eliminiert. Die Deka will mit ihrem Angebot auch „eine Plattform schaffen, welche die eingeschränkte Handelbarkeit des Sparkassenbriefs beseitigt“, erläutert der Experte weiter. Das Ziel sei, die Refinanzierungsmöglichkeiten der Sparkassen durch einen Markt mit einem Polypol zu optimieren. „Wenn mehr Angebot und Nachfrage da sind, pendeln sich Preise und Volumina richtig ein“, erwartet Kowallik.

Der Deka geht es darum, ein digitales Netzwerk zu etablieren. „Wenn nur ich allein einen E-Mail-Account habe, ist das wirkungslos“, erläutert Thorben Lüthge. Daher spielt der Netzwerkgedanke eine wichtige Rolle. Im Februar 2022 gründete die Deka die Asset-Transferplattform SWIAT (Secure Worldwide Interbank Asset Transfer) und bündelte darin ihr Blockchain-Software-Know-how. Ziel ist es, auch andere Banken, Asset Manager und Infrastrukturdienstleister auf die Plattform zu holen und mit ihnen gemeinsame Standards für die internationale Wertpapierabwicklung zu schaffen. In diesem Jahr sind bereits die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die Standard Chartered Bank und der Finanzsoftware-Spezialist Comyno dem Marktkonsortium beigetreten. Weitere sollen folgen. „Das System lebt davon, dass den Sparkassen am Ende auch der Weiterverkauf an andere Investoren ermöglicht wird. Und dafür müssen wir diese auf der Blockchain haben“, verdeutlicht Lüthge.

Im Gegensatz zu öffentlichen Blockchains kommt im Fall der Sparkassenbriefe die privat betriebene Blockchain von SWIAT zum Einsatz. Es handelt sich dabei um ein dezentrales Register, das einen ausgesprochen hohen Sicherheitsstandard bietet. Zum einen durch die sichere Verschlüsselung und die gleichzeitige Speicherung der Informationen auf einer Vielzahl von Servern. Zum anderen durch das sogenannte Konsensverfahren: Das ist ein Mechanismus, mit dessen Hilfe die Teilnehmer im Netzwerk sicherstellen, dass alle Transaktionen gültig sind und auf allen Knoten im Netzwerk synchronisiert werden.

Dazu kommt, dass die Rechtsgrundlage auch in der digitalen Form unverändert bleibt. „Der Geschäftsabschluss findet weiterhin in traditioneller Form statt, aber nachgelagert gibt es einen digitalisierten Prozess. Der ist modern und innovativ“, erklärt der Leiter des Kapitalmarktgeschäfts. Bei diesem Prozess wird in der Blockchain ein Datensatz angelegt, in dem die Emissionsdetails (Stammdaten, Registrar usw.) festgehalten werden. Sind diese erfasst und die digitale Urkunde wurde hochgeladen, wird die sogenannte Hash-Funktion auf der Blockchain generiert. Damit ist die Transaktion abgeschlossen. Der große Vorteil ist, dass auch der Weiterverkauf eines Sparkassenbriefs auf dem Sekundärmarkt praktisch in Echtzeit erfolgen kann. Denn auch die Abtretung geht instantan an den ursprünglichen Emittenten.

„Unsere These ist: Es wird zu einem größeren Anteil digitaler Assets an den gesamten Vermögenswerten kommen.“

Thorben Lüthge

Leiter Kapitalmarktgeschäft, Deka

Als erste Finanzinstitute nutzten in einem Pilotprojekt bereits die Sparkasse Dortmund, die Kreissparkasse Ludwigsburg und die Sparkasse Schwarzwald-Baar den digitalen Sparkassenbrief der Deka. Mit guten Erfahrungen: „Am Anfang wird die Komplexität meist überschätzt“, berichtet Kowallik. „Aber die Einführung ist relativ einfach und geht schneller als gedacht.“ Eine Reihe weiterer Sparkassen sei bereits interessiert. „Wir sehen im Sparkassensektor eine erhöhte Nachfrage nach institutioneller Refinanzierung“, so Kowallik. „Zudem macht es unsere Lösung für das Treasury der Institute einfacher, die Liquidität zu steuern, wenn sie wissen, dass sie Sparkassenbriefe schnell begeben oder veräußern können“, ergänzt Kollege Lüthge.

Wichtig für die Deka ist vor allem, ihren Kundinnen und Kunden mit der Entwicklung Blockchain-unterstützter oder -basierter Wertpapiere eine zeitgemäße und sichere Lösung anbieten zu können. „Unsere These ist: Es wird zu einem größeren Anteil digitaler Assets an den gesamten Vermögenswerten kommen“, sagt Lüthge. „Zum einen, weil die Effizienzvorteile überwiegen, und zum anderen, weil das Thema ,Blockchain‘ auf großes Interesse stößt.“ Die Sparkassenbriefe sind dabei nur ein erster Schritt. „Das nächste Thema für uns ist die Besicherung von Transaktionen über Wertpapiere, die auf der Blockchain transferiert werden“, erklärt Lüthge. Damit seien deutliche Effizienzsteigerungen möglich, und das erhöhe den Nutzen für alle Beteiligten. In diesem Sinne eine Technologie, die Freude macht.

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