Zum Inhalt springen
Abnahme

Kompetenz

"Wir wollen wissen, woher die Rendite kommt"

Mit einem verwalteten Fondsvolumen von rund 65 Mrd. Euro gehört die Deka in Deutschland zu den größten Anbietern im quantitativen Asset Management. Dr. Ulrich Neugebauer, Sprecher der Geschäftsführung der Deka Investment, leitet seit 2003 das Quantitative Fondsmanagement.


Mai 2022

Interview mit Dr. Ulrich Neugebauer von der Deka.


Herr Dr. Neugebauer, die Deka ist im quantitativen Asset Management in den vergangenen Jahren unter anderem bei institutionellen Anlegern stark gewachsen. Worin liegt für institutionelle Kundinnen und Kunden der Reiz quantitativer Strategien?

Wir treffen im quantitativen Management unsere Anlageentscheidungen objektiv, systematisch und emotionsfrei. Institutionelle Investoren – häufig mit konkreten Risikovorgaben – suchen oftmals genau das. Dabei geht es vor allem darum, die entsprechenden Rendite- und Risikofaktoren sinnvoll miteinander zu kombinieren, um so das benötigte Risikobudget optimal auszunutzen. Unsere Kundinnen und Kunden wollen unsere Vorgehensweise verstehen und nachvollziehen können, woher die Rendite stammt und wie das Risikobudget darauf reagiert.

Ist der Fokus auf Risikomanagement der Kern Ihrer quantitativen Ansätze?

Risikomanagement ist ein wesentlicher Ankerpunkt unseres Vorgehens. Die Deka hat sich ab 1996 zunächst mit Wertsicherungskonzepten beschäftigt, darauf aufbauend entwickelte sich das aktive quantitative Portfoliomanagement. Es ging uns nie nur darum, ausschließlich das Risiko zu reduzieren. Stattdessen war von Anfang an wichtig, das Verhältnis von Risiko und Rendite zu verbessern. Heute versuchen wir, Renditechancen in sämtlichen Bereichen zu identifizieren und Chancen daraus abzuleiten. Dies gelingt uns beispielsweise über Faktor-, aber auch über Optionsprämien- beziehungsweise Volatilitätsstrategien.

Die Deka ist auch sehr gut im fundamentalen Asset Management aufgestellt. Wie greifen die beiden Vorgehensweisen ineinander, gerade mit Blick auf die Anforderungen institutioneller Kundinnen und Kunden?

Wir denken aus der Sicht unserer Kundinnen und Kunden und versetzen uns in deren Lage: Was ist das Ziel, wie sind die Vordispositionen, etwa mit Blick auf die Risikotragfähigkeit, welche regulatorischen Anforderungen müssen beachtet werden oder schlicht auch welche Interessen liegen vor? Dann überlegen wir gemeinsam mit den Kundenbetreuern aus den jeweiligen Kompetenzteams, welche Lösung – diskretionär oder quantitativ – die Kundenanforderungen am besten umsetzt. Entscheidend ist, dass die ausgewählten Strategien 1:1 auf die Anforderungen passen und somit den höchsten Kundennutzen liefern.

Bieten Sie kombinierte Strategien an?

Die Teams beider Strategien stehen im engen Austausch miteinander. Letztendlich sind die Alpha-Prozesse jedoch sehr unterschiedlich, so dass eine Trennung sinnvoll ist, um eine echte Strategie-Diversifikation anbieten zu können. Hinzu kommen auch ganz pragmatische Gründe. Sehr konzentrierte Portfolios werden eher traditionell gemanagt. Ein quantitativ unterstützter Prozess kann sehr große und komplexe Datenmengen automatisiert verarbeiten und wird bei breiten Portfolios in sehr großen Universen favorisiert.

Quantitative Strategien erfordern ein anderes Know-how als traditionelle Ansätze. Wie schlägt sich das in Ihrem Team nieder?

Wir lösen ökonomische Fragestellungen aus einer mathematisch-statistischen Perspektive. Das spiegelt sich natürlich auch im Skillset der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wider. Wir sind 45 Leute im Team und haben eine bunte, disziplinübergreifende Mischung. Ich selber bin theoretischer Physiker, meine Kolleginnen und Kollegen beispielsweise Ökonomen und Ökonometriker, Mathematiker oder Meteorologen. Das Wissen aus den unterschiedlichen Disziplinen miteinander zu kombinieren, bringt oft einen sehr großen Erkenntnisgewinn.

Wie entscheiden Sie, welches Thema oder welcher Effekt so relevant ist, dass daraus eine Strategie abgeleitet wird?

Unser Ziel ist immer, die Performance bzw. das Rendite-Risiko-Verhältnis zu verbessern oder zu verstetigen. Wir wollen verstehen, warum bestimmte Faktoren für Rendite sorgen und andere ein Risiko signalisieren. Dabei spielen die jeweils neuesten Erkenntnisse der Kapitalmarktforschung eine große Rolle.

Entscheidend ist: Können wir nachvollziehen, woher die Rendite kommt? Ist der Ausschlag, den wir in den Daten sehen, nur ein Zufallsprodukt oder handelt es sich um einen nachhaltigen Effekt, der sich ökonomisch erklären lässt? Und vor allem: Bieten diese Erkenntnisse einen Mehrwert und kann dieser nachhaltig genutzt werden?

Wenn sich diese Fragen mit ‚Ja‘ beantworten lassen, lohnt es sich, dem Effekt oder Faktor weiter nachzugehen und ihn beispielsweise im Rahmen unserer Prognosen oder Risikosteuerung in den Investmentprozess aufzunehmen.

"Es ging uns nie nur darum, ausschließlich das Risiko zu reduzieren. Stattdessen war von Anfang an wichtig, das Verhältnis von Rendite und Risiko zu verbessern."

Dr. Ulrich Neugebauer, Geschäftsführer von Deka Investment

Welchen Stellenwert hat die Forschungstätigkeit in Ihrem Bereich?

Zum einen beschäftigen wir uns aktiv mit den aktuellen relevanten Fragestellungen. Wir haben 2013 ein eigenes Forschungsinstitut, die heutige IQAM Research GmbH, gegründet. Darüber kooperieren wir international mit vielen Universitäten und vergeben gezielt Masterarbeiten oder Promotionsthemen.

Die Deka unterhält zum anderen direkte Beziehungen zu wissenschaftlichen Lehrstühlen in ganz Deutschland und seit dem Zusammenschluss mit IQAM Invest auch in Österreich. Dieser Austausch ist enorm wichtig. Welche neuen Erkenntnisse gibt es zu bestehenden Fragestellungen? Aber auch: Welche neuen Fragestellungen gibt es generell? Das ist einerseits eine fachliche Bereicherung, andererseits stehen wir so auch gleichzeitig im Dialog mit potenziellen künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Im Vordergrund steht dabei aber immer die Nutzbarkeit der Ergebnisse für unsere Anlagestrategien und damit der Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden.

Inwieweit schlägt sich die Zusammenarbeit in den Ergebnissen nieder?

Sie findet die Zustimmung vieler unserer Kundinnen und Kunden, gleichzeitig zeigen auch die Urteile der Ratingagenturen sehr deutlich, dass wir eine hohe Produktqualität bei unseren Quant-Fonds vorhalten können. Wir haben bspw. bei Morningstar eine sehr ordentliche Top-Fonds-Quote – das ist der Anteil von Fonds mit 4 bzw. 5-Sterne Rating – von 67 Prozent (per 31.12.2021)*.

Sie haben eben IQAM genannt. Die Deka hat die Quant-Boutique 2020 erworben. Was verspricht man sich von der Zusammenarbeit?

Wir wollen unser Angebot stetig ausbauen und wachsen. IQAM Invest ist vor diesem Hintergrund der ideale Partner. Im Bereich des Faktor-Investings hat IQAM einen exzellenten Ruf, gleichzeitig setzen wir bei den Produkten und Strategien unterschiedliche Akzente. So sind etwa die Zinskurvenmodelle von IQAM auf der Anleiheseite eine Ergänzung zu unseren MultiFactor-Strategien. Das ermöglicht es uns, Kundinnen und Kunden ein deutlich umfangreicheres Angebot zu machen und maßgeschneiderte Lösungen aus einer Hand anzubieten. Und das passt wiederum zu unserer Philosophie, von der Kundschaft aus zu denken.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Neugebauer.


* Quelle: www.morningstar.de, eigene Auswertung

Mehr zum Thema "Quantitatives Management" erfahren Sie in unserem Sonderheft.

Weitere interessante Artikel