Research und Märkte
Der Trump-Schock lastet auf den Märkten.
„Die Belastungen der Weltwirtschaft durch die aggressive US-Zollpolitik unter Präsident Trump steigen weiter an. Mit der wiederholten Ankündigung umfassender Maßnahmenpakete, gepaart mit schroffer Kommunikation und einer extrem erratischen Vorgehensweise, nehmen sich die USA allerdings eher aus dem internationalen Wirtschaftszusammenhang heraus“, verdeutlicht Markus Zipperer, Senior Investment Stratege bei der Deka.

April 2025
Für Markus Zipperer, Senior Investment Stratege der Deka, haben die USA durch ihre disruptive Strategie mittlerweile enorm viel Vertrauen zerschlagen. „Von diesem Vertrauensverlust wird etwas hängen bleiben, unabhängig davon, welche Zollsätze in den kommenden Wochen und Monaten zurückverhandelt oder einseitig verändert werden. Finanzinvestoren sowie internationale Unternehmen sind nachhaltig verunsichert, welche Sicherheit die größte Volkswirtschaft und der größte Kapitalmarkt der Welt künftig noch für Investitionen bieten“, verdeutlicht Zipperer.
Dieses Vorgehen habe zumindest vorübergehend zu neuen Verhältnissen an den Kapitalmärkten geführt. Die Funktion der US-Kapitalmärkte als sicherer Hafen in Krisenzeiten sei in der gegenwärtigen Marktphase unterbrochen. „Altehrwürdige Korrelationsbeziehungen, etwa zwischen Aktien- und Anleihekursen, zwischen Volatilität und Treasuryrenditen oder zwischen Zinsniveaus und Dollarkurs sind zusammengebrochen. Das muss zwar kein endgültiges Markturteil sein, ist jedoch in jedem Fall ein Warnzeichen an die Politik, dass die USA dabei sind, ihre Stellung im Weltfinanzsystem zu unterminieren“, so der Deka-Stratege.
Für Markus Zipperer sind die Marktteilnehmer dabei, auch Risiken in den USA abzusichern und sich regional breiter aufzustellen. Unsicherheit sei darüber hinaus außerdem ein Thema für die Konjunktur geworden. Zipperer: „Die teilweise bewusst geschürte Verwirrung über die Handelsbedingungen von morgen haben zu einem Rückgang von Unternehmens- und Konsumentenvertrauen in den USA geführt. Das wird die US-Konjunktur in den kommenden Monaten verlangsamen.“

Markus Zipperer
Adaption an die neuen Verhältnisse?
Für die Finanzmärkte sieht der Stratege temporäre Unsicherheitsfaktoren: „Allerdings ist der erste Schock über die Vehemenz der neuen US-Wirtschaftspolitik an den Märkten nun angekommen und die Unsicherheit hat ihren Höchststand wahrscheinlich bereits hinter sich. Ab jetzt beginnt eine Phase der Adaption an die neuen Verhältnisse.“ Unternehmen würden sich breiter in ihren Produktions- und Absatzketten aufstellen. Auch Finanzinvestoren würden nach noch stärkerer Diversifizierung streben.
„Wir rechnen auch in der Weltwirtschaft von morgen weiterhin mit Wachstum und daher mittelfristig auch wieder mit mehr Unterstützung für die Finanzmärkte“, prognostiziert Experte Zipperer. Im Gegensatz zu der kurzfristigen Optimierung von professionell geführten Portfolios, sei für die langfristig orientierte private Anlegerschaft die Perspektive länger in die Zukunft gerichtet. Hier könnte die Devise nur lauten: Bestände halten und in Schwächephasen hinzukaufen. Denn die Weltwirtschaft werde sich an eine veränderte Rolle der US-Wirtschaft anpassen und auch in Zukunft zahlreiche Wachstumschancen bieten, so der Deka-Stratege.
Deutliche Kurskorrektur.
Die Zollpolitik von Donald Trump habe in nur wenigen Wochen zu einer Kurskorrektur von knapp 20 % am US-Aktienmarkt geführt. Diese Entwicklung, so Markus Zipperer, komme hinsichtlich des Ausmaßes bereits in die Nähe dessen, was im historischen Kontext bei einem Einbruch in der US-Konjunktur zu sehen war (siehe nachfolgende Grafik).
Rücksetzer bei US-Aktien im Rezessionsfall.
Quelle: DekaBank, Stand: 15. April 2025
Zipperer: „Aus Sicht eines Euro-Anlegers hat zusätzlich zur Aktienentwicklung die Abwertung des US-Dollars belastet, welche jeweils zur Kursbewegung addiert werden muss. Per 15. April 2025 weist der S&P 500 eine seit Jahresbeginn negative Wertentwicklung von 8 % auf. Mit der ebenfalls bei 8 % liegenden US-Dollarabwertung ergibt sich eine Gesamtentwicklung von -16 %.“
„Kann der Aktienmarkt nun infolge nur steigen?“, fragt der Investment-Profi und gibt sogleich die Antwort: „Nein, das lässt sich natürlich nicht mit Sicherheit ableiten. Die Chancen für eine perspektivische Wideraufnahme des langfristig positiven Aktientrends stehen allerdings gut, wenngleich die Schwankungen über die kommenden Monate anhalten und auch erneute Kurstiefs nicht auszuschließen sind.“
Fortsetzung des moderaten Wachstums.
Laut Markus Zipperer seien die weiteren Kapriolen der US-Regierung wenig vorhersehbar, und aktuell lasse sich nur schwer mit großer Überzeugung auf kurzfristige Trends setzen. „Spätestens in Richtung Jahresende sollte Trump jedoch mit Blick auf die US-Zwischenwahlen durchaus rationaler und damit börsenfreundlicher agieren. Denn neben der Justiz ist auch das Korrektiv des Kapitalmarktes bzw. der Aktienanleger in den USA nicht zu unterschätzen“, verdeutlicht der Deka-Stratege. So sollten Anlegende im Blick behalten, dass die realen volkswirtschaftlichen Daten bisher eine Fortsetzung des moderaten Wachstumsniveaus anzeigen. Insbesondere der solide Arbeitsmarkt und damit der unverändert kaufkräftige US-Konsument würden die US-Konjunktur unterstützen. Denn alle konjunkturellen Sorgen würden bisher im Wesentlichen auf Stimmungsumfragen basieren. „Für das Risikoszenario einer US-Rezession ist eine zeitweise Unterschreitung der Apriltiefs wohl unausweichlich“, schätzt Zipperer die Situation ein.
Auch wenn für den erfahrenen Experten ein politischer Richtungsschwenk noch nicht absehbar sei, so lasse sich bereits marktseitig aus der stark angestiegenen Aktienmarktvolatilität eine verbesserte Langfristperspektive ableiten. „Die Kursschwankungen von US-Aktien hatten jüngst Krisenhochs, vergleichbar mit den Niveaus aus der Finanz- oder Corona-Krise, erreicht“, verdeutlicht Zipperer (siehe nachfolgende Grafik).
US-Aktienmarktvolatilität auf Krisenniveaus.
Quelle: DekaBank, Stand: 15. April 2025
Mittlerweile seien die Schwankungsniveaus ein Stück gefallen. Die negative Kursdynamik wurde laut der Experteneinschätzung zunächst gestoppt. „Vergleichbare Handelsmuster (= deutlicher Volatilitätsanstieg gefolgt von deutlichem Volatilitätsrückgang in kurzer Zeit) resultierten auf zwölfmonatiger Sicht in stets spürbar zweistelligen Kursgewinnen.“
Ruhe bewahren und breit diversifizieren.
Nach Meinung von Markus Zipperer könnten Staatsanleihen und andere diversifizierende Elemente die Wertentwicklung von breit angelegten Portfolios in Phasen hoher Unsicherheit aktuell unterstützen. „Eine ausgewogene Vermögensallokation erscheint lohnenswert, welches auch für die Beimischung von Unternehmensanleihen zählt. Eine Übergewichtung oder gar ein alleiniger Fokus auf bonitätsschwache Anleihen bietet sich momentan nicht an“, so der Investment-Stratege.
Daher würde im Fondsmanagement der Fokus in der aktuellen Marktphase je nach Konzept auf einem angemessenen Risikomanagement liegen. Dieser Prozess habe frühzeitig eingesetzt, sodass Handelsspielräume vorhanden seien, um sich perspektivisch ergebende Marktchancen flexibel nutzen zu können.
„Die Volatilität an Aktien- und Anleihemärkten in den kommenden Wochen könnte hoch bleiben, sollte allerdings in einer lang angelegten Anlagestrategie des privaten Vermögensaufbaus nicht zu hektischen Reaktionen verleiten“, betont Markus Zipperer.
Hinweis: Die enthaltenen Meinungsaussagen geben unsere aktuelle Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung wieder. Diese kann sich jederzeit ohne Ankündigung ändern. Die Angaben wurden sorgfältig zusammengestellt.
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