Abnahme

Research und Märkte

Geldregen dank Dividenden.

Ausschüttungsstarke Aktien bleiben eine Investmentalternative für Anlegerinnen und Anleger, die auf laufende Einnahmen setzen. Nach Einschätzung der Deka werden die Konzerne in Europa in der anstehenden Hauptversammlungssaison wieder eine Rekordsumme verteilen.

Februar 2024

Aktien oder Anleihen – für Anlegerinnen und Anleger ist diese Frage nicht mehr so eindeutig zu beantworten wie noch vor zwei oder drei Jahren. Die Situation an den Finanzmärkten hat sich gedreht. Zinsen mit Anleihen, auch von soliden Unternehmensschuldnern, zwischen 3 und 4 Prozent sind inzwischen drin. Doch es gibt auf der anderen Seite auch viele große Unternehmen, die mindestens ebenso hohe Dividendenrenditen bieten. Das Verhältnis zwischen den Gewinnen, die in der Hauptversammlungssaison im anstehenden Frühjahr ausgezahlt werden, und dem Kursniveau ist dabei sehr attraktiv.

Zu diesem Ergebnis kommen die Research-Fachleute der Deka-Bank und prognostizieren in einer Studie, dass allein die 40 Dax-Konzerne in diesem Jahr 54,6 Milliarden Euro an ihre Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten werden. Bemerkenswert ist der Anstieg um 1,6 Milliarden Euro gegenüber 2023, obwohl Linde und Fresenius Medical Care den Index verlassen haben – die Aktien des Industriegaseherstellers werden nur noch in New York gehandelt und der Dialysespezialist musste seinen Platz mit Rheinmetall tauschen und in den MDax wechseln. Damit gingen dem Dax mehr als zwei Milliarden Euro an Ausschüttungsvolumen verloren. Dennoch bieten die 40 Dax-Unternehmen derzeit im Schnitt eine Dividendenrendite von 4,4 Prozent (Stand 22.1.2024). In Einzelfällen sind etwa bei VW, Mercedes-Benz oder der skandinavischen Nordea Bank um die 8 Prozent möglich. Das größte italienische Geldhaus Intesa Sanpaolo kommt sogar auf eine zweistellige Ausschüttungsrendite.

„Der Trend zu stetig höheren oder zumindest stabilen Dividenden zeigt sich seit einigen Jahren in der Unternehmenslandschaft in ganz Europa, wie auch ein Blick auf die Top-Zahler im Euro-Stoxx-50-Index verdeutlicht. Wegen der niedrigen Bewertungen fallen dabei auch die Ausschüttungsrenditen in Deutschland derzeit vergleichsweise hoch aus“, beobachtet Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank. „Die Dividendenpolitik hat bei vielen Konzernen diesseits des Atlantiks einen hohen Stellenwert bekommen. Sie passen sich damit angelsächsischen Standards an.“

Beständigkeit ist wichtig.

Zwar stagnierten nach Beobachtungen des Deka-Researchs im letzten Jahr die weltweiten Unternehmensgewinne. Und speziell in Deutschland sind die Gewinne in diesem Zeitraum sogar um moderate 3,2 Prozent zurückgegangen. Das wird Deka-Experte Schallmayer zufolge aber keinen wesentlichen Einfluss auf die Dividendenausschüttungen haben. „Zumal wir erwarten, dass speziell die Unternehmen im Dax in 2024 einen leichten Anstieg der erwirtschafteten Gewinne erzielen können“, ordnet Schallmeyer die Zahlen ein. „Ein Blick zurück auf die vergangenen Jahre, die von den Folgen der Coronapandemie und des Ukrainekriegs geprägt waren, zeigt: Die Unternehmensgewinne schwanken zwar von Jahr zu Jahr teilweise erheblich. Auf die Dividendenpolitik der Unternehmen schlägt sich das aber nur in abgemilderter Form nieder.“

Bei der Festlegung der Ausschüttungshöhe spielen auch die Geschäftserwartungen für die kommenden Jahre eine wichtige Rolle. „Management und Aufsichtsräte der Konzerne sind häufig darauf fokussiert, eine Kürzung oder gar einen kompletten Ausfall zu vermeiden – selbst wenn es einmal nicht so gut läuft.“ Ein gutes Beispiel für diese „Vermeidungsstrategie“: BASF. Die hohen Energiepreise und eine schwache Branchenkonjunktur haben dem Ludwigshafener Chemiekonzern zuletzt rote Zahlen beschert. Dennoch hat BASF-Chef Martin Brudermüller schon bei der Vorstellung des Quartalsberichts im Herbst vergangenen Jahres eine stabile Dividende in Aussicht gestellt. Bleibt es bei den 3,39 Euro pro Aktie, müsste wohl ein Teil zusätzlich zum mageren Jahresgewinn aus den Reserven gezahlt werden. Doch wenn sich die hohen Investitionen in China auszahlen, der inzwischen verordnete Sparkurs Wirkung zeigt und der Konzern in den kommenden Jahren wieder zurück in die Erfolgsspur findet, dürfte die Dividendenzahlung aus der Substanz eine einmalige Episode sein.

Skepsis trotz günstiger Bewertung.

Für die Fachleute des Deka-Researchs spiegeln die hohen Ausschüttungsrenditen die Skepsis vieler Anlegerinnen und Anleger wider. Diese zweifeln daran, dass die Geschäftsperspektiven der Unternehmen – nicht nur der im Dax – besser sind, als es der derzeit schlechten Stimmung entspricht. „Anders ist es nicht zu erklären, dass unterschiedliche fundamentale Kennzahlen eine vergleichsweise eher günstige Bewertung für den Dax zeigen“, stellen die Autorinnen und Autoren der Deka-Studie fest.

Sowohl die Kurs-Gewinn-Verhältnisse als auch andere wichtige Kennzahlen wie etwa die Kurs-zu-Cashflow-Verhältnisse notieren zumeist niedriger als die langjährigen Durchschnittswerte. Und das, obwohl die Unternehmensbewertungen nach dem Jahresendspurt an den Börsen gestiegen sind. Kapitalmarktstratege Schallmayer sieht dennoch speziell bei den Titeln im deutschen Leitindex Dax weiterhin Aufholpotenzial. „Die langfristigen Geschäftsperspektiven und damit auch die Dividendenaussichten der Indextitel bleiben für die nächsten Jahre stabil“, ist er überzeugt. Dafür sprechen aus seiner Sicht die solide globale Konjunktur, eine leichte Wachstumsbeschleunigung 2025 sowie ein moderater Gewinnanstieg im Unternehmenssektor allgemein in diesem und im kommenden Jahr. Was im ersten Moment paradox klingt: Das Deka-Research rechnet damit, dass sich die durchschnittlichen Dividendenrenditen im Dax in den kommenden Jahren wieder auf dem langfristigen Niveau einpendeln werden. Dieser Wert liegt bei 3,5 Prozent. „Der Grund dafür ist nicht etwa, dass die Ausschüttungen sinken werden“, so der Kapitalmarktstratege. „Wir erwarten, dass der Gesamtertrag von Aktieninvestments insgesamt, speziell aber im Dax und MDax, im laufenden Jahr nicht allein von den sehr guten Dividendenrenditen, sondern zusätzlich von Kurssteigerungen getrieben wird.

Damit einher gehen dann etwas sinkende Dividendenrenditen“, erläutert Schallmayer. „Gerade in einem von geopolitischen Unsicherheiten gekennzeichneten Umfeld wird sich ein Portfolio aus ertragsstarken Dividendentiteln gut behaupten.“ „Die Dividenden bieten in Phasen stark schwankender Kurse einen Sicherheitspuffer“, so Gunther Kramert, der seit 2020 unter anderem den Deka-DividendenStrategie managt, einen der größten und erfolgreichsten Dividendenfonds, die in Deutschland angeboten werden. „Aber nur auf die Dividenden zu schauen, ist kein Selbstzweck. Wichtig für uns ist, dass sie im Einklang stehen mit einer nachhaltig positiven Wertentwicklung des Unternehmens.“

Stabile Dividenden im weltweiten Kosmos.

Auch Schallmayer warnt Anlegerinnen und Anleger davor, allein auf eine hohe Ausschüttung zu achten. „Die Dividendenrendite sollte immer in Kombination mit anderen Kennzahlen betrachtet werden“, empfiehlt er. „Stabile Cashflows, eine niedrige Verschuldung und ein funktionierendes Geschäftsmodell mit einer starken Marke und Preissetzungsmacht am Markt sind die Basis für konstant hohe Gewinne auch bei schwierigen Rahmenbedingungen – und damit eine gute Voraussetzung für nachhaltig stabile Dividenden. Um diese Unternehmen im großen Aktienkosmos zu finden, braucht es jedoch professionelles Research, Geduld und langjährige Expertise.“

Quelle: fondsmagazin

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