Deka-InvestmentBrief
Wahlfieber an den Kapitalmärkten.
Oktober 2024
Mit der US-Präsidentschaftswahl am 5. November rückt das mediale Mega-Ereignis des Jahres nun immer näher. Was für die US-Innenpolitik sowie für die Geopolitik von immenser Bedeutung ist, hat wirtschaftlich geringere Auswirkungen, zumindest auf die Konjunkturentwicklung in den USA im kommenden Jahr. Gerade für wirtschaftspolitische Themen wird es aber wesentlich sein, ob die beiden Kammern im US-Parlament gleichgerichtet sind, oder ob sich die künftige Präsidentin oder der künftige Präsident die Macht mit einer Oppositionspartei teilen muss. Die Kapitalmärkte können mit beiden Kandidaten leben. Problematischer wäre ein Szenario von Chaos und Unruhen rund um die Wahlen, denn das würde den Ruf der US-Märkte als sicherer Hafen für weltweite Ersparnisse aufs Spiel setzen.
Einen Tag nach der Wahl im November entscheidet dann die US-Notenbank turnusgemäß über die Leitzinsen. Bislang erwartete sie wohl mindestens ein „soft landing“, das bedeutet einen Rückgang der Wachstumsraten in den USA in den Bereich von Null bis ein Prozent. Daher hatte sie den Zinssenkungszyklus mit einem großen Schritt von 0,5 Prozentpunkten begonnen. Mittlerweile sind jedoch wieder stärkere Wirtschaftsdaten aufgetaucht, die den großen Zinsschritt als übereilt erscheinen lassen. Diese Datensensibilität wird sich fortsetzen an den Kapitalmärkten, denn nach wie vor sind die Marktteilnehmer auf der Suche nach den neuen Normalwerten für Wachstum, Inflation und Zinsen in der Nach-Corona-Welt. Abgesehen von den politischen und geopolitischen Einflüssen bleibt es dabei, dass das weltwirtschaftliche Wachstum das Fundament für die Kapitalmärkte ist, was die Entwicklung der Aktien- und Anleihekurse in diesem Jahr bestätigt hat.
Jörg Boysen
Asset Allokation.
Trotz einiger Herbstschwankungen inkl. einer 10%-Korrektur beim US-Leitindex S&P 500 sind die Aktienmärkte im September auf neue Höchststände geklettert. Während die Wachstumserwartungen in Deutschland weiter nach unten revidiert werden und damit auch den Ausblick für Europa belasten, zeigt sich die US-Wirtschaft weiterhin ausgesprochen robust. Der anhaltende Rückgang in den Inflationsraten öffnet den Notenbank die Tür für weitere Zinssenkungen. Auch wenn nach Aussagen von Jerome Powell auf den kommenden Fed-Sitzungen zunächst mit keinen weiteren „Jumbo- Schritten“ zu rechnen ist, hat die Zinswende den Anstieg an den Aktienmärkten eindeutig unterstützt. Dies gilt sicherlich auch für die jüngsten Stimulus-Maßnahmen der chinesischen Regierung. In der Folge sind die chinesischen Aktienmärkte sprunghaft angestiegen und konnten innerhalb weniger Tage einen Wertzuwachs von bis zu 30% verbuchen. Dies hat zumindest kurzzeitig auch die Stimmung am europäischen Aktienmarkt unterstützt. Seit Jahresanfang liegen DAX und STOXX 600 etwa 14% bzw. 11% im Plus, während der S&P 500 einen Anstieg von 21% verzeichnen kann. Die Anleiherenditen notieren dagegen aufgrund der rückläufigen Inflation und den Zinssenkungserwartungen nur knapp über den jüngsten Tiefständen und die Zinskurve (10 minus 2 Jahre) hat sich sowohl beim Bund als auch bei US-Treasuries mittlerweile wieder leicht „normalisiert“.
Wir halten auch zu Beginn des vierten Quartals an unserer konstruktiven Markteinschätzung fest. Auch die (bisherigen) Herbstschwankungen konnten uns nicht von dieser Überzeugung abbringen, denn mit dem Beginn von Zinssenkungen seitens EZB & Fed sowie einer verbesserten Marktbreite sind entscheidende, positive Faktoren neu hinzugekommen. Daneben sprechen (weiterhin) ein stabiles weltwirtschaftliches Wachstum, rückläufige Inflationsraten sowie positive Gewinntrends bei Unternehmen für ein Engagement in Aktien. Das vom Konsens erwartete Gewinnwachstum von 15% für den S&P 500 (10% für den Stoxx 600) scheint unter Berücksichtigung einer zumindest leicht nachlassenden Konjunkturdynamik in den USA jedoch taktisch zu hoch und könnte sukzessive zu negativen Revisionen führen. Gleichzeitig wäre es aber das erste Mal in der Geschichte der Fed, dass man die Zinsen in eine Wachstumsbelebung der Unternehmensgewinne hinein senkt, was man durchaus als ein „Goldilocks-Umfeld“ betrachten kann. Kurzfristig bedeutet dies nicht, dass es keine erneuten Schwankungen oder auch Kursabrisse geben kann. Gerade zwei Risikofaktoren können die Märkte nach dem zuletzt schnellen Kursanstieg etwas belasten und zumindest für eine temporäre Konsolidierungsphase sorgen. Zum einen droht der Krieg im Nahen Osten weiter zu eskalieren. Der Ölpreis ist zuletzt bereits um mehr als 10% gestiegen und könnte zu einer Belastung für die Wirtschaft werden. Des Weiteren rückt der Termin der USPräsidentschaftswahl näher, dessen offener Ausgang die Anleger kurzfristig verunsichern könnte. Schwächephasen an den Märkten werden von uns weiterhin als Kaufgelegenheit angesehen. Gerade wo wir mit dem letzten Quartal in 2024 und dann später dem Jahresauftakt 2025 in eine saisonal starke Börsenphase kommen. Regional gibt es bei Schwellenländeraktien und im Speziellen bei China infolge der Stimulus-Maßnahmen wieder mehr Hoffnung. Sollte die chinesische Regierung neben den genannten monetären Schritten zeitnah ein überzeugendes Fiskalpaket auf den Weg bringen, könnte dies die Wachstumsaussichten verbessern. Nach den zuletzt massiven Kursgewinnen ist der chinesische Aktienmarkt im historischen Kontext extrem „überkauft“ und eine Konsolidierung damit überfällig. Im Bereich der Rentenanlagen bleiben langfristig sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen attraktiv. Nach dem starken Renditerückgang sollten aber auch zeitweise höhere Renditen nicht verwundern. Es ist von einem volatilen Trend auszugehen, wobei gute Chancen für Zusatzerträge über Kurszuwächse bestehen. Income Anlagen sind gerade bei einem intakten Konjunkturtrend und fallenden Notenbankzinsen spannend. Dies gilt sowohl für Unternehmensanleihen aus dem Investmentgrade- Bereich als auch Hochzinsanleihen. Für Gold halten wir (unentwegt) an der Überzeugung einer sinnvollen Beimischung im Multi Asset Kontext fest.
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