Research und Märkte
Starke Stimme in stürmischen Zeiten.
Die Saison der Hauptversammlungen nähert sich dem Ende – und in vielen Treffen der Aktionärinnen und Aktionäre hat die Deka wichtige Akzente gesetzt: für nachhaltige Unternehmenspolitik, Kurshalten trotz vieler externer Störfaktoren und Solidität der Geldanlage.
Juni 2022
In Neubiberg beginnt der Frühling gefühlt schon etwas früher als im Rest der Republik, genauer gesagt am 18. Februar: Da hat der Chiphersteller Infineon an seinem dortigen Hauptsitz am Rande Münchens zur virtuellen Hauptversammlung (HV) geladen – und die verläuft für alle Aktionärinnen und Aktionäre noch in Vorkriegszeiten sonnig herzerwärmend.
23 Prozent höhere Dividende als im Vorjahr dank hoher Gewinne, eine anhaltende Sonderkonjunktur bei den kostbar knappen Halbleitern, Milliardeninvestitionen in ein neues Chipwerk… Der scheidende Vorstandschef Ploss zeigt sich denn auch rundum glücklich: „Ich bin stolz darauf, was wir in den letzten Jahren geschaffen und bewegt haben.“ Kein Wunder, dass auch die meisten Wortmeldungen eher Lobeshymnen gleichkommen. Das Gesamtbild glitzert alles überstrahlend.
Allerdings nicht, wenn man von allen Seiten und zugleich im Detail hinschaut – so wie Cornelia Zimmermann. Die Spezialistin Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka Investment sieht zwar auch die zehnjährige Erfolgsstory der Ära Ploss, doch nicht nur eitel Sonnenschein. Und das sagt die Expertin auch im Namen der Deka-Geldanlegenden beim Chipriesen: „Infineons ökologischer Fußabdruck hat sich 2021 im Vergleich zu 2020 verschlechtert, und die CO2-Belastung ist relativ zum Wachstum gestiegen“, schüttet Zimmermann auf der HV spürbar Wasser in den Wein. In Sachen Nachhaltigkeit und damit Zukunftsfähigkeit gibt es noch einiges zu tun.
Zimmermann belässt es aber nicht bei Kritik, sondern zeigt eine Lösung auf: Infineon habe eine verschlechterte Klimabilanz, weil die Partner in der Lieferkette nicht genauso straff auf Umweltfreundlichkeit verpflichtet würden wie bei den Aktivitäten der eigenen Firma. Für seine zuliefernden Firmen „sollte das Unternehmen dringend Zielvorgaben definieren, um so die Klimastrategie zu vervollständigen“, regt die Deka-Rednerin an.
Zimmermanns Redebeitrag ist ganz typisch für das Engagement der Deka bei den Unternehmen, in die ihre Fonds investieren. „Engagieren ist die erste Wahl – und aktiv Unternehmen verbessern“, beschreibt Ingo Speich das Credo. Der Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka Investment legt Wert darauf, dass diese kritische Begleitung einen langfristigen und anhaltenden Substanzgewinn bewirkt – ganz im Sinn seiner Kundinnen und Kunden, denen es in der ganz großen Mehrheit eben auch um langfristige Vermögensbildung geht. Schließlich sollen die mehr als 55 Milliarden Euro Rekordausschüttungen der Dax-Firmen in der diesjährigen HV-Saison keine Eintagsfliegen bleiben.
Dazu braucht es Management mit strategischem Weitblick – und Aktionäre, die diese Politik aktiv mitgehen. „Das bietet Chancen und positive Aspekte im Hinblick auf die Kapitalanlage”, so Speich. Die Unterstützung bei der Arbeit für den richtigen Kurs dürfe aber nicht als „Blankobrief für Firmen” verstanden werden.
„Engagieren ist die erste Wahl – und aktiv Unternehmen verbessern.“
Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance, Deka Investment.
Deka achtet auf die ESG-Kriterien.
Auch darum begleiten die Deka-Expertinnen und -Experten kontinuierlich das Vorgehen des Managements. Gerade in Zeiten akuten Handlungsdrucks durch Lieferkrisen, Corona oder Kriegsfolgen steht dieser langfristige Fokus im Kern der HV-Beiträge der Deka: Wie ist das Produktportfolio aufgestellt? Steht die Finanzierung auf soliden Füßen? Wird in zukunftsträchtige Felder investiert – und konsequent auch dort abgebaut, wo die Zukunft nicht zur Ausrichtung passt? Stimmen Gewinn und Dividenden mit diesen Rahmenbedingungen überein und zeigen positive Kontinuität? Das sind wichtige klassische Kriterien für anhaltenden Erfolg. Immer wichtiger für die Zukunftsfähigkeit wird aber auch die Arbeit an den Nachhaltigkeitskriterien, so Speich. Umweltfreundliches Wirtschaften, ethisch und soziales Handeln und ein ebenso nachhaltig verantwortliches Management: Diese Ausrichtung an den ESG-Kriterien setzt auch 2022 wieder in den Deka-Beiträgen Schwerpunkte.
Schließlich spielt ESG auch bei den Deka-Fonds eine wesentliche Rolle im Investment-Prozess, besonders natürlich bei Nachhaltigkeitsfonds. Hier sind eigene Analysen aus den Geschäftszahlen der Unternehmen, Branchen-Benchmarks oder der direkte Kontakt mit den Firmen ebenso wichtig wie ESG-Ratings. Ein Mehrwert für die Anlegenden. Nicht nur bei den Hauptversammlungen setzen sich die Deka-Expertinnen und -Experten zudem dafür ein, die Firmenpolitik entsprechend dieser Kriterien zu optimieren.
Unternehmensleitung wird nicht geschont.
Steter Tropfen höhlt dabei den Stein; manchmal tröpfelt es schneller, manchmal langsamer. Bei ThyssenKrupp etwa seien inzwischen positive Veränderungen zu erkennen, die Speich schon oftmals angemahnt hatte. Das Sorgenkind der deutschen Industrie verliert seit Jahren im zentralen Stahlgeschäft massiv an Boden und Geld. Auch dieses Jahr hat Speich darum die Unternehmensleitung nicht geschont: „Die Thyssen-Krankheit ‚viel ankündigen, wenig umsetzen‘ muss in ein entschlossenes Handeln umgekehrt werden”, fordert der Deka-Vertreter bei der HV.
Immerhin: Das Führungsteam sei inzwischen personell neu aufgestellt. Und „mit dem geplanten Börsengang der Tochtergesellschaft ThyssenKrupp Nucera – Weltmarktführer im stark wachsenden Bereich Wasserstofferzeugung aus erneuerbaren Energien – geht der Konzern in die richtige Richtung. So steigt die Chance, dass sich der grüne Wasserstoff als saubere Energiequelle entwickeln und im Markt etablieren kann”, sagt Speich. Denn immer mehr potenzielle Kundschaft kann so die eigene Klimaneutralität vorantreiben. Diese Perspektive hat Potenzial für eine langfristig nachhaltige Zukunft des Unternehmens – anders als das Geschäft mit Rüstungsgütern: „Wir fordern den Verkauf sämtlicher Rüstungsaktivitäten. Das Reputations- und Compliance-Risiko dieses Geschäftsfeldes steht auch im Hinblick auf den in der Rüstungssparte erwirtschafteten Gewinn in keinem Verhältnis.“ An dieser langfristigen Ausrichtung im Sinne der Anlegenden ändere auch die gegenwärtige Sondersituation durch den Ukrainekrieg grundsätzlich nichts.
„Die Münchener Rück ist Marktführerin bei der Analyse von Klimarisiken. Nun steht sie jedoch vor der Herausforderung, die Klimaperformance ihrer eigenen Portfolios und vor allem auch ihres Rückversicherungsgeschäfts offenzulegen. Außerdem steht eine Nachhaltigkeitsstrategie für die Rückversicherungen aus, die nun ebenfalls folgen sollte.“
Spezialistin Nachhaltigkeit und Corporate Governance, Deka Vermögensmanagement.
Selbstverpflichtung und Ansporn.
Ähnlich verhält es sich trotz angespannter Energielage mit der Investition in Kohle. Für die langfristig ausgerichteten Anlegenden ist auch das kein Geschäftsfeld, das etwa mit den Klimazielen der Vereinten Nationen in Einklang zu bringen ist. Hier sind daher die Investment-Regeln der Deka verschärft. „Im Frühjahr 2020 hat die Deka Investment beschlossen, den Fokus aktiv auf Klimathemen im Investmentprozess zu richten und sich klare Ausschlusskriterien zu geben. Im Rahmen dessen wurden Unternehmen im kritischen Bereich ‚Kohle‘ bereits ausgeschlossen. Und obwohl die EU in ihrem Nachhaltigkeits-Regelwerk – der sogenannten Taxonomie – auch Atomkraft zu den klimaneutralen Technologien zählt, investiert die Deka nicht in dieses Umfeld. Umfragen unter Anlegenden haben zuvor die mehrheitliche Ablehnung von nuklearer Energie belegt. Die Ausschlussgrenzen sind dabei nicht auf die nachhaltigen Produkte der Deka Investment allein beschränkt, vielmehr werden diese auch in weiten Teilen des gesamten Produktspektrums berücksichtigt.
2022 hat die Deka daher auch bei Unternehmen wie RWE oder Siemens Energy etwa auf einen dynamischeren Umbau hin zu klimafreundlicheren Produkten gepocht. Mit eigenen Initiativen und Selbstverpflichtungen geht die Fondsgesellschaft dabei selbst in Vorleistung.
Diese Schwerpunkte sind auch in der noch laufenden HV-Saison klar zu erkennen. Unabhängigkeit, Kompetenz und Vergütung im Vorstand und Aufsichtsrat haben die Fonds-Vertreter in ihren Beiträgen analysiert, Handlungsempfehlungen gegeben – oder auch schon einmal die Zustimmung zu Anträgen des Managements verweigert, die diesen Grundsätzen zuwiderlaufen. Ebenso wichtig sind aber auch Beiträge zur digitalen Transformation und Klimapolitik.
800 Beiträge im Namen der Deka-Anlegenden.
Rund 800 Beiträge leistet das Team um Speich in dieser HV-Saison, zwei Dutzend mit eigenen Reden, die meisten davon zum Leid der Vortragenden nur virtuell. Das Ziel dieser Beiträge und aller Dialoge zwischen den jährlichen Aktionärstreffen: Unternehmen anzuspornen, bei der nachhaltigen Zukunftsfähigkeit mutiger und tatkräftiger zu agieren. Denn nachhaltig erfolgreichere Firmen ermöglichen allen, die in sie investiert haben, eine stabile Vermögensbildung.
Auch darum sieht Speich die wachsenden gesetzlichen Verpflichtungen von EU und Bundesregierung zum Einbau nachhaltiger Kriterien in die Kundenberatung nicht als Bürde, sondern als Chance: „Wer Nachhaltigkeitskriterien einbindet, der verringert deutlich das Risiko, Vermögenswerte im Portfolio zu haben, die dauerhaft von Wertverlusten bis hin zum Totalverlust gekennzeichnet sind, und der erkennt Chancen frühzeitig. Portfolios werden also zukunftsfest gemacht.” Nachhaltigkeit beim Management der Aktienbeteiligungen sei daher eher „eine Investition, die sich auszahlen wird”. Und dafür werden Speich und sein Team weiter mit Leidenschaft eintreten – auch nach der HV-Saison 2022.
Quelle: fondsmagazin.de
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