Immobilienmärkte
Zuversicht an den Büromärkten.
Die Nachfrage an den weltweiten Immobilienmärkten hat in 2021 angezogen, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität. Die Prognosen für 2022 fallen daher je nach Region unterschiedlich aus.
Februar 2022
Die Nachfrage an den europäischen Büromärkten hat in 2021 angezogen. Der Flächenumsatz blieb zwar noch weit unter dem Vorkrisenniveau, jedoch ist die seit Ausbruch der Pandemie vorherrschende Unsicherheit bei der Entscheidung über die Anmietung neuer Flächen inzwischen spürbar zurückgegangen. Auch wenn hybride Konzepte mit einer hohen Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes an Bedeutung gewinnen, gelten moderne und nachhaltige Bürogebäude in zentraler Lage weiterhin als Vorteil beim Wettbewerb um begehrte Fachkräfte.
Der Anstieg der Leerstandsquote hat sich spürbar verlangsamt, obwohl im Jahr 2021 vermehrt Objekte fertiggestellt wurden – zum Teil aufgrund pandemiebedingter Bauverzögerungen. Der Leerstand dürfte sich im laufenden Jahr stabilisieren und ab nächstem Jahr wieder eine leicht rückläufige Tendenz aufweisen. Die Spitzenmieten zeigten sich, mit wenigen Ausnahmen, im Vorjahr sehr robust; sie sollten in 2022 insgesamt wieder leicht steigen. Nur in wenigen Märkten rechnen wir mit anhaltenden, aber weiterhin moderaten, Korrekturen. Die Erholung der Nachfrage am Vermietungsmarkt hat auch das Vertrauen in den Investmentmarkt nachhaltig gestärkt. Der Abwärtsdruck auf die Anfangsrenditen nimmt nach der pandemiebedingten Verunsicherung wieder zu. Aufgrund des sehr niedrigen Niveaus ist mittelfristig jedoch mit einer Bodenbildung zu rechnen, auch vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Zinswende mit Blick auf die hartnäckige Inflation.
Leerstand nimmt am US-Immobilienmarkt zu.
Mit den Öffnungen der Wirtschaft kehrte Mitte 2021 die Nachfrage nach Büroflächen am US-Immobilienmarkt zwar vorsichtig zurück. Insgesamt dürfte die Nettoabsorption über das Jahr aber noch negativ ausgefallen sein.
Der Druck auf die Mieten kam in 2021 voll zum Tragen. Bis zum dritten Quartal gaben die “Class A“-Mieten im Gesamtmarkt deutlich nach, nach einem nur leichten Rückgang in 2020. Nur in Chicago und Washington stiegen die Mieten. Die stärksten Rückgänge wurden in Midtown Manhattan und Seattle registriert.
Die Leerstandsquote legte für den Gesamtmarkt spürbar zu, vor allem Atlanta, Seattle und San Francisco trugen dazu bei. Trotz einer hohen Nachfrage am Arbeitsmarkt und den guten wirtschaftlichen Aussichten in den USA dürfte es noch dauern, bis der Leerstand wieder signifikant sinkt. Größere Rückpralleffekte sind also zunächst nicht zu erwarten. Viele Mieter überdenken wegen hybrider Arbeitsformen noch ihren Flächenbedarf. Gleichzeitig wird in 2022 eine hohe Anzahl an Fertigstellungen erwartet. Vor diesem Hintergrund dürften die Mietzuwächse zunächst sehr moderat ausfallen. Erst ab 2023 werden wieder deutliche Anstiege erwartet. Qualitativ hochwertige und moderne Flächen, die flexiblen Ansprüchen und ESG-Kriterien gerecht werden, haben weiterhin die besten Aussichten.
In der Region Asien/Pazifik wird mit sinkenden Leerständen gerechnet.
In der Region Asien/Pazifik stieg die Nachfrage nach Büroflächen 2021 vor allem in China, blieb jedoch in Japan und Australien verhalten. Umzüge in kostengünstigere und zum Teil kleinere Flächen dominierten vor allem bei großen Unternehmen. Die Leerstände stagnierten daher in Singapur, Sydney, Tokio und Osaka. In Seoul nahmen sie weiter ab. In diesem Jahr dürften die Leerstände überwiegend sinken. Die Spitzenmieten registrierten anhaltende Rückgänge in Tokio und Osaka, stagnierten in Singapur und stiegen in Seoul weiter an. In den australischen Metropolen blieben die Nominalmieten weitgehend stabil. Die Effektivmieten gaben dagegen in Brisbane, Melbourne und Sydney weiter nach.
Für 2022 erwarten wir einen kräftigen Mietanstieg in Singapur, gefolgt – mit deutlichem Abstand – von Seoul und Tokio. Auch in Melbourne, Sydney, Brisbane und Perth rechnen wir mit leichten Mietzuwächsen. Ab 2023 dürfte sich das Mietwachstum in Melbourne, Seoul und Tokio verstärken. Die Renditen blieben in 2021 unverändert, nur Melbourne und Sydney verzeichneten Rückgänge. Für 2022 rechnen wir an allen Standorten mit Renditerückgängen.
Stand: Januar 2022.
Quelle: RCA, DekaBank
Andreas Wellstein