Digitale Assets
Aufbruch in die neue digitale Welt.
Die Zukunft der Finanzbranche wird digital und bunt. Die Blockchain-Technologie und digitale Assets verändern und erweitern zunehmend das Anlageuniversum. Für den Wertpapierhandel der Zukunft bedeutet das neue Abwicklungsstandards, die Einführung regulatorischer Maßnahmen und eine veränderte Investorennachfrage.
März 2021
Die Finanzindustrie hierzulande scheint derzeit bei einem Thema in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite diejenigen Asset Manager und Vermögensverwalter, die Blockchain, Kryptowährungen und digitale Assets allgemein als unseriös und gefährlich verdammen. Und auf der anderen Seite die Finanzakteure, die die Begriffe (siehe Kasten) sauber trennen, sich intensiv mit den Zukunftschancen und Perspektiven, aber auch den Risiken auseinandersetzen und das Thema aktiv begleiten.
Eindeutig zur zweiten und immer größer werdenden Gruppe gehört die Deka. Sie ist bereits seit mehreren Jahren mit umfangreichen Aktivitäten im Bereich digitale Assets und der Vernetzung aktiv. Erste konkrete Lösungen sind schon am Markt, neue Ideen werden entwickelt und umgesetzt. Weil die Entwicklungen in diesem Bereich rasant sind, ist es entscheidend, als bedeutender Player in der Finanzbranche von Anfang an vorne dabei zu sein und weiter mit Hochdruck an innovativen Lösungen und Prozessen zu arbeiten.
„Digitale Assets gewinnen zunehmend an Bedeutung, vor allem, weil sie deutlich mehr Investitionsmöglichkeiten bieten werden als bisher“, erläutert Marion Spielmann, Leiterin COO Bankgeschäftsfelder und Verwahrstelle bei der Deka. „Insbesondere die Tokenisierung eröffnet für Investoren enorme Möglichkeiten und wird die Zukunft der Kapitalmärkte deutlich prägen.“ Ein weiterer wichtiger Vorteil: Die digitalen Wertpapiere beschleunigen die Prozesse und sind gleichzeitig transparenter und günstiger als der Handel mit klassischen Wertpapieren. Daten und Verlauf des Handels sind jederzeit für die Teilnehmer nachverfolgbar. Kaum verwunderlich, dass der Markt für digitale Assets laut der Beratungsgesellschaft zeb allein in Deutschland bis 2024 um mehr als 600 Prozent wachsen wird.
Laut einer aktuellen Studie von KPMG (Stand März 2022) beschäftigen sich speziell immer mehr institutionelle Investoren mit digitalen Assets sowie Distributed-Ledger-Technologien, kurz DLT, von denen die bekannteste die Blockchain ist. Gefragt seien, so KPMG, insbesondere Handels- und Depotdienstleistungen, die die meisten Banken und Asset-Management-Unternehmen bislang nur in geringfügigem Maße anbieten würden.
Rückenwind durch reguliertes Marktumfeld.
Zum anderen ist die Regulatorik ein starker Treiber. Bislang vorherrschende Bedenken gegenüber Investitionen in digitale Assets rücken durch ein verstärkt reguliertes Marktumfeld in den Hintergrund. So hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren mehrere Gesetze erlassen, um das Fundament für Kryptoassets zu legen. Mit dem Gesetz über elektronische Wertpapiere, kurz eWpG, wurden erste Weichen für eine Digitalisierung des Wertpapierrechts gestellt. Demnach sind digitale Wertpapiere jetzt reguliert und bieten Investoren somit das gleiche Maß an Eigentumsschutz und Rechtssicherheit wie verbriefte Wertpapiere.
Ein weiterer wichtiger Schritt für die Akzeptanz digitaler Assets ist außerdem das Fondsstandortgesetz. Seit dem vergangenen Jahr ermöglicht es Spezialfonds hierzulande, mit bis zu 20 Prozent ihres verwalteten Vermögens in Kryptowerte zu investieren. Auch die neue Ampel-Regierung will den digitalen Finanzstandort stärken. Noch fehlt zwar die Aktie auf Blockchain-Basis – hierzu gibt es nun aber einen Vorstoß im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Und als nächster Schritt dürften in Kürze voraussichtlich auch digitale Fondsanteile regulatorisch abgedeckt sein.
Immer mehr Kryptowertpapiere.
Weil somit wichtige Eintrittsschwellen für Finanzmarktteilnehmer beseitigt werden, wird die Dynamik im Bereich der digitalen Vermögenswerte und der Anwendung von DLT weiter wachsen. Deka-Expertin Spielmann schätzt, dass in drei bis fünf Jahren bereits ein Fünftel des Emissionsvolumens auf Kryptowertpapiere entfallen wird.
Die Deka als einer der technologischen Vorreiter hierzulande hat ihr Blockchain-Know-how nun jüngst in der SWIAT GmbH gebündelt. Kern der 100-prozentigen Tochter ist die Transaktions- und Innovationsplattform SWIAT (Secure Worldwide Interbank Asset Transfer). Dahinter verbirgt sich ein globales Netzwerk für digitale Assets, traditionelle Wertpapiere sowie digitale Services.
Der große Vorteil: Wo bislang etwa bei der Emission eines Wertpapiers vielteilige Prozesse bis hin zur Erstellung der klassischen Papierurkunden notwendig waren, da reichen heute wenige Klicks für eine Umsetzung in Echtzeit. Der Prozess wird auf diese Weise nicht nur effizienter, schneller und günstiger, sondern auch sicherer. Davon wird die ganze Finanzbranche profitieren. „Wir wollen Innovationsträger sein und haben uns deshalb bereits sehr früh mit der Technologie auseinandergesetzt und Use Cases entwickelt, um bislang traditionelle Prozesse über die Blockchain zu testen“, erläutert Spielmann. Die von der Deka gestartete Marktinitiative ist offen für weitere Partner und soll zum institutionellen und digitalen Abwicklungsstandard werden. SWIAT bietet Banken, Asset Managern und Infrastrukturdienstleistern an, Teil der Plattform zu werden, offene Schnittstellen zu nutzen und eigene Dienstleistungen anzubieten.
Die besondere Vorreiterrolle beim digitalen Wertpapierhandel hat die Deka jüngst unter Beweis gestellt. Sie hat im Dezember 2021 ihre ersten Kryptowertpapiere auf den Markt gebracht und dabei auch die dezentrale Registerführung übernommen. Die Emissionen von zwei Inhaberschuldverschreibungen erfolgte über die Plattform SWIAT. Der Praxistest zeigt: Ein zentrales Wertpapierregister wird für diese Art von Transaktionen nicht mehr benötigt. Bei dem Geschäft tauschen sich vielmehr Käufer und Verkäufer direkt aus, alle Daten werden auf SWIAT protokolliert und fälschungssicher gespeichert.
Tokenisierung erschließt neue Assetklassen.
Aber digitale Assets bieten mehr als Effizienzgewinne. So können durch die sogenannte Tokenisierung auf Basis der Blockchain-Technologie komplett neue Assetklassen erschlossen und zugänglich gemacht werden. „Die Breite der investierbaren Vermögensgegenstände wird in den kommenden Jahren signifikant zunehmen“, ist Spielmann überzeugt.
Bei der Tokenisierung etwa von Immobilien, Kunst und weiteren Sachwerten wird von dem realen Wert ein digitaler Anteil, der Token, erzeugt. Üblicherweise wird bei der Tokenisierung der Handel des ursprünglichen Werts in winzige Anteile ermöglicht. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie werden diese illiquiden Assets liquide und handelbar.
So weit die Entwicklung mittlerweile auch fortgeschritten ist: Bislang stellen digitale Assets lediglich eine Alternative zu den klassischen Anlagemöglichkeiten dar. Es wird noch einige Zeit dauern, und es werden noch zahlreiche Hürden zu bewältigen sein, bis digitale Assets in Form von Spezial-AIFs, ETFs oder auch aktiv gemanagten Fonds zum Mainstream werden. Speziell die Direktanlage dürfte institutionelle Investoren vor Herausforderungen stellen, etwa bei der Verwahrung. So müssen die Verwahrstellen zukünftig auch digitale Wertpapiere verwahren können, was eine große technische Herausforderung bedeutet.
Doch klar ist auch: „All die Prozesse, die wir heute dem Kunden in der realen Welt anbieten, wollen wir auch in der digitalen Welt fortführen. Wir setzen uns mit Themen wie Kryptoverwahrung, Zugang zu Handelsplätzen, Settlement von Kryptoassets, also der kompletten Wertschöpfungskette eines Wertpapiers und Anlageproduktes, auseinander und wollen diese für den Kunden begleiten“, bekräftigt die Deka-Expertin.
Der feine Unterschied.
Unter dem Begriff Kryptoasset wird allgemein eine Form des elektronischen Wertpapiers verstanden. Es wird dezentral in einem blockchainbasierten Kryptowertpapierregister eingetragen. Das bislang übliche zentrale Wertpapierregister entfällt damit. Anders als bei klassischen Wertpapieren wird für die Ausgabe dieser digitalen Assets keine Urkunde in Papierform mehr benötigt.
Im Gegensatz dazu sind Kryptowährungen wie Bitcoins oder Ethereum digitale Währungen, die kryptografisch vor Fälschungen geschützt sind. Im Gegensatz zu Euro, Dollar oder Pfund existieren digitale Währungen lediglich virtuell. Und so verlockend der rasante Wertzuwachs einzelner Kryptowährungen auch sein mag: Sie sind weder stabile Mittel der Wertaufbewahrung noch zuverlässige Recheneinheiten, sondern in erster Linie Spekulationsobjekte, die erhebliche Risiken bis hin zum Totalverlust der Anlage bergen.
Immer beliebter werden aber tokenisierte Vermögenswerte, die bestimmten Anlagezwecken dienen. Jedes existierende Wertpapier kann als Security Token abgebildet werden. Die Aufsichtsbehörden behandeln Security Token regulatorisch wie traditionelle Wertpapiere. Nicht zu verbriefende Vermögenswerte wie beispielsweise Kunstwerke oder Patente sind ebenfalls tokenisierbar und werden als Non-Fungible-Token bezeichnet.