Abnahme

Trends und Innovation

Wasser, das kostbare Element.

Der Klimawandel verschärft auch in nördlichen Erdregionen die Wasserversorgung. Das bekommen die Volkswirtschaften in den Industrieländern immer häufiger zu spüren. Wissenschaftler und Unternehmen arbeiten mit Hochdruck an Lösungen für eine nachhaltige Versorgung, Müllvermeidung und Kreislaufwirtschaft. Das ist gut für das Klima und bietet Anlegerinnen und Anlegern neue Möglichkeiten.

Oktober 2023

Ein gutes Essen und eine Flasche Wein – in Frankreich gilt das als Inbegriff des Savoir-vivre, des guten Lebens. Wenn die kommenden Monate jedoch weiterhin sehr trocken bleiben, steht es künftig nicht gut um das französische Nationalgetränk. Statt gut zu leben, geht es für die heimischen Winzer immer mehr ums Überleben. Nicht wenige der Weinbauern sitzen im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen. Weil es an Wasser mangelt, machen Prognosen über dramatische Ausfälle bei der laufenden Traubenernte die Runde.

Kaum Regen im vergangenen Winter und Frühjahr, eine ausgeprägte Dürre mit großer Hitze in diesem Sommer – das hat gereicht, um in Frankreich Wasser massiv zu verknappen. Vor allem im mediterranen Süden, aber auch an vielen anderen Stellen im Land. Ende September ließ der französische Umweltminister Christophe Béchu verlauten, dass die Bewohner in fast 200 Kommunen mit Tankwagen oder Mineralwasser in Flaschen versorgt werden müssten. An vielen Stellen wird das Bewässern von Agrarflächen, Gärten und Sportstadien bereits reglementiert. Das Befüllen von Pools ist tabu, Autowaschen ebenfalls. Beamte der Umweltpolizei fahren zu den Landwirten und kontrollieren, ob nicht zu viel Wasser aus dem Boden gepumpt wird.

Produktionsausfälle drohen.

Verschärft sich der Wassermangel, könnte als nächster Schritt der tägliche Verbrauch für Haushalte, Handwerksbetriebe und kleine Unternehmen rationiert werden. Dann drohen Produktionsausfälle nicht nur bei den Winzern, sondern überall in der zweitgrößten Volkswirtschaft der EU. Auch in den Nachbarländern Italien und Spanien waren in diesem Sommer Regionen von anhaltender Hitze und Trockenheit geplagt – aber nicht so dramatisch wie die Grande Nation. Die italienische Regierung hatte nach den Erfahrungen aus dem Dürresommer 2022 vorbeugende Maßnahmen auf den Weg gebracht, die aber nur langfristig wirken. So sind die stärkere Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser und der Ausbau von Entsalzungsanlagen geplant.

Die Versorgungskrise in Frankreich ist dabei auch hausgemacht. Besonders in den nördlichen und östlichen Teilen Frankreichs sinkt der Grundwasserspiegel seit Jahren, wie offizielle Daten zeigen. Schuld daran ist die über Jahre hinweg zu hohe Ausbeutung des Grundwassers durch Landwirtschaft und Industrie. Der Klimawandel verschärft nun diesen Missstand. Die Niederschläge fallen Statistiken zufolge von Jahr zu Jahr geringer aus.

Expertinnen und Experten des französischen Umweltministeriums rechnen damit, dass dem Land durch den Klimawandel bis 2050 rund 30 bis 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung steht. Ein im Frühjahr vorgelegter Wasserplan der Regierung sieht daher vor, dass der Wasserpreis steigt und mehr Wasser als bisher wiederverwendet wird. Alle Wirtschaftssektoren werden zudem in die Pflicht genommen, ihren Verbrauch bis zum Jahr 2030 um zehn Prozent zu senken.

Bedarf an Trinkwasser nimmt weltweit zu.

Das Beispiel in Frankreich führt plastisch vor Augen: Wasser ist für den Menschen nicht nur elementare Lebensgrundlage. Auch für eine funktionierende Wirtschaft ist der Rohstoff unverzichtbar – egal, ob nun Industrienation oder Entwicklungsland. Das blaue Element wird benötigt in der Landwirtschaft, genauso wie für die Energiegewinnung und die industrielle Produktion. „Wasser ist für das Wirtschaftswachstum genauso wichtig wie Strom“, erklärt Thomas van Gilst, Leiter der Abteilung Wassermanagement bei der Europäischen Investitionsbank. „Das Wasserrisiko gehört damit zu den größten aktuellen Herausforderungen für Unternehmen.“ Wenn ein Unternehmen nicht genügend Wasser hat, versiegen auch seine Geldquellen.

Laut UN-Wasserbericht steigt der weltweite Wasserverbrauch seit den 1980er-Jahren jährlich um ein Prozent. Dass sich dieser Trend künftig abschwächt, ist nicht zu erwarten. Denn vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer treiben die globale Nachfrage weiter an. Zwar rangieren diese Staaten beim Pro-Kopf-Wasserverbrauch deutlich hinter den Industrieländern. Aber da die Bevölkerung dort weiterhin stark wächst, fallen die jährlichen Zuwachsraten im Vergleich doch deutlich höher aus.

Ein zweiter Faktor ist die zunehmende Urbanisierung. Bis zum Jahr 2030 wird es nach Berechnungen der UN weltweit 662 Millionenstädte geben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebten schon Mitte dieses Jahres 57 Prozent der weltweit etwas mehr als acht Milliarden Menschen in Städten. Das Research-Team der Deka geht so davon aus, dass die Urbanisierungsquote bis zum Jahr 2050 allein in Europa von derzeit gut 75 Prozent auf deutlich über 80 Prozent steigen wird.

Und gerade Metropolen sind auf eine ausreichend sichere Versorgung mit sauberem Trinkwasser angewiesen. Sonst drohen flächendeckend Seuchen und hygienische Verelendung. Mit dem Zuzugstrend in die Stadt steigt zusätzlich auch der Konsum – was zusätzliche Wasserressourcen bindet. Der Pro-Kopf-Wasserverbrauch in Deutschland zum Beispiel erreicht dem Umweltbundesamt zufolge rund 125 Liter pro Tag – etwa für Trinken, Kochen, Putzen und Waschen. Der tatsächliche Wasser-Fußabdruck liegt jedoch um ein Vielfaches höher, wenn man nur den Verbrauch für typische Verbrauchsgüter wie Strom, Lebensmittel, Mobilität und digitale Technologien mitberechnet.

Funktionierende Wirtschaft mit zwei Säulen.

Ein Großteil dessen, was private Haushalte konsumieren und Unternehmen produzieren, wird zudem früher oder später zu Abfall. Allein in Deutschland haben nach Angaben des Umweltbundesamtes private und kommunale Entsorger im vergangenen Jahr über 13 Millionen Tonnen Altpapier gesammelt. Die Kunststoffindustrie verarbeitete im Jahr zuvor einer Studie zufolge insgesamt 14 Millionen Tonnen Kunststoffe zu sogenannten werkstofflichen Anwendungen. Das sind zum Beispiel Verpackungen. Für die Entsorgung und das Recycling dieser Müllberge in Deutschland sind Millionen Kubikmeter Wasser erforderlich, die danach geklärt und wiederaufbereitet werden müssen. Das zeigt: Wasserversorgung und Abfallentsorgung sind unabdingbar miteinander verbunden.

Weltweit jedoch bleibt über die Hälfte des Mülls einfach liegen oder wird verbrannt. Soll der Pfad zur Klimaneutralität bis 2050 im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens eingehalten werden, müssen die weltweiten Sammel- und Recyclingquoten erheblich steigen. Aber wo kommt das Wasser, das dafür benötigt wird, her? „Wir brauchen eine zirkuläre statt einer linearen Sichtweise auf Wasser, Energie und Nahrung“, ist Jörg Drewes überzeugt, der an der Technischen Universität München (TUM) den Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft leitet. Zusammen mit Daphne Keilmann-Gondhalekar, die der Forschungsgruppe Urban Water-Energy-Food Nexus vorsteht, hat er in Pilotprojekten erforscht, wie das praktisch laufen kann – zum Beispiel im indischen Leh. Das Städtchen in der Himalaja-Region liegt mitten in der Wüste. Durch den Tourismusboom in den vergangenen Jahrzehnten kämpft der Ort mit seinen begrenzten Wasserressourcen. Der zeitaufwendige und kostspielige Plan, Wasser per Pipeline nach Leh zu pumpen, brachte nicht den gewünschten Erfolg.

Drewes und Keilmann-Gondhalekar mit ihrem Team haben den Wasserbedarf erfasst und dann analysiert. Ihre Idee: Statt Wasser von außen in die Stadt zu transportieren, wird das anfallende Abwasser aufgearbeitet und erneut verwendet. So speisen heute Hotels, Gästehäuser und Haushalte ihr verbrauchtes Wasser in ein dezentrales System ein, aus dem beispielsweise Felder bewässert werden, wo es den Pflanzen auch als Dünger zugutekommt. Ergebnis: Der Bedarf an Frischwasser ist reduziert, die Abfallmenge gesenkt worden. Das Konzept macht die Stadt zudem weitgehend unabhängig von Wasser, das sie von außen zuführen und bezahlen muss.

Dezentrales Wassersystem zukunftsweisend.

„Wir brauchen neue Rechenmodelle für die Kalkulation potenzieller Bedarfe“, sagt Wissenschaftlerin Keilmann-Gondhalekar mit Blick auf die Erkenntnisse, die aus dem Projekt für hiesige Regionen gewonnen wurde. „Die kurzfristig günstige Lösung ist es in der Regel nicht auf lange Sicht.“

So mag der Bau eines dezentralen Wassersystems teurer als der eines zentralen sein. In klassische Berechnungen fließt aber der in Zukunft stark steigende Wert von Wasser üblicherweise nicht ein. „Dabei steigen die Wasserpreise ständig“, stellt Juliane Thimet, stellvertretende Geschäftsführerin des bayerischen Gemeindetags, fest. „Wenn die Menschen begreifen, dass sie über ihre Verbrauchsgewohnheiten ihre Wasserrechnung steuern können, wäre schon viel gewonnen.“

Dass Wasser knapp wird und schon heute Verteilungskonflikte nach sich zieht, können Thimet und Wissenschaftler Drewes vor der eigenen Haustüre beobachten. Dort bahnt sich ein Streit zwischen der Stadt München und den Kommunen des Voralpenlandes an. Der Grund: Die Millionenmetropole senkt mit ihrem Bedarf den Grundwasserspiegel im Umland. Die kleinen Gemeinden leiden unter den Folgen. Gefragt sind daher in Zukunft Konzepte, die Wasserwirtschaft und Abfallmanagement integrieren. „In diese Lücke springen private Anbieter, die den Aufbau der Infrastruktur, Wasserversorgung, Entsorgung und Wiederaufbereitung aus einer Hand übernehmen“, beobachtet Michael Schneider, Fondsmanager des Deka-Umwelt-Invest.

Im Bereich Wasser gibt es zudem großen Nachholbedarf bei den Leitungsnetzen. Nach Daten von EurEau, einer europäischen Vereinigung der nationalen Verbände in der Wasserver- und Abwasserentsorgung, geht im europäischen Durchschnitt ein Viertel des Trinkwassers durch schlechte Infrastruktur und unzureichendes Wassermanagement verloren. Leckagen lassen sich zwar nie völlig vermeiden. Aber durch Ersatz oder Sanierung der vorhandenen Leitungen etwa mit widerstandsfähigen Ummantelungen lassen sich Transportverluste minimieren.

Neue, leichte Systeme und Materialien spielen auch eine Rolle beim Auf- und Ausbau von Leitungsnetzen, um etwa Wasser von Entsalzungsanlagen an der Küste über Hunderte Kilometer hinweg mit ressourcenarmen Agrarflächen im Inland zu verbinden. Ebenso drängt der Bau zuverlässiger Abwassersysteme, die in der Lage sind, Regenwasser auch bei plötzlich auftretendem starkem Niederschlag schnell abzuleiten. Durchdachte Lösungen sehen vor, dass das Wasser in großen Auffangbecken landet, die zum Beispiel von Agrarbetrieben genutzt werden können. Solche Konzepte werden im Ausland teilweise noch kontrovers diskutiert, weil die Verteilung der Reservoirs ungeklärt ist und die Entsiegelung von Flächen an anderer Stelle verzögert werden könnte. Singapur macht jedoch vor, dass das Konzept funktioniert. Der asiatische Stadtstaat hat zwei unterschiedliche Wassersysteme: eins für das Abwasser, ein anderes für das Auffangen von Regenwasser in der ganzen Stadt. Dieses Wasser wird in riesigen Reservoirs gespeichert und zu Trinkwasser aufbereitet.

Die Beispiele zeigen: Der weltweite Bedarf an effizienten Filtertechnologien wächst rasant. Großen Bedarf sehen Expertinnen und Experten auch im weiten Bereich der Beratung und der Prozessoptimierung. Durch die Vorgaben der EU im Zuge des „Green Deal“ müssen die Unternehmen in den Mitgliedsländern unter anderem immer strengere Vorschriften bei Wasserverbrauch und Abfallentsorgung einhalten. Auch in den USA legen die Behörden die Latte beim Reinheitsgrad von Luft und Wasser immer höher. Durch die Auslagerung des kompletten Wasser- beziehungsweise Abfallmanagements auf einen spezialisierten Dienstleister können Unternehmen Wasserverbrauch und Abfallmenge oftmals um einen zweistelligen Prozentsatz senken.

Bei Knappheit drohen Verteilungskonflikte.

Trotz der insgesamt guten Aussichten für Wasserprojekte und Abfalltechnologien – ganz ohne Risiken sind Investitionen in diesem Bereich aus Sicht von Expertinnen und Experten nicht. Die größte Unwägbarkeit ergibt sich aus politischen Eingriffen in den Markt. In vielen Ländern ist der Wasserpreis seit Jahren ein Thema, über das öffentlich intensiv diskutiert wird. Jüngstes Beispiel: In Berlin forderten die Wasserbetriebe in diesem Sommer einen Aufschlag von zehn Prozent.

„Dass Regierungen einschreiten, ist vor allem dann zu erwarten, wenn es zu Verteilungskonflikten aufgrund akuter Knappheiten kommt“, warnt Deka-Experte Schneider. Diese Situation ist in Frankreich bereits Realität geworden. Noch murren die Winzer eher verhalten. Aber wenn die Dürre auch im kommenden Jahr anhält, wird sich Präsident Emmanuel Macron unter Umständen mit einem Regentanz auf den Champs-Élysées versuchen müssen. Bleibt der Regen aus, ist jedenfalls zu befürchten, dass die traditionell streikfreudigen Bauern und Gewerkschaften auf die Barrikaden gehen und Macron auf ihre Weise einen heißen Sommer bescheren.

Quelle: fondsmagazin
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