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Research und Märkte

„Mit Blick auf 2024 ist ein durchaus konstruktiver Verlauf zu erwarten“

Standen die ersten beiden Quartale in 2023 für ein gutes erstes Börsenhalbjahr, so verzeichneten die Kapitalmärkte gegen Ende des dritten Quartals eine leichte Konsolidierung. Wie schätzen die Expertinnen und Experten der Deka den Verlauf zum Jahresende und mit Blick auf 2024 ein? Markus Zipperer, CIO-Office der Deka, gibt einen Einblick zum aktuellen Marktgeschehen.

November 2023

Nach einem ausgesprochen guten ersten Börsenhalbjahr – insbesondere auf der Aktienseite – haben die Kapitalmärkte in den vergangenen drei Monaten eine Korrekturphase durchlaufen. In der Spitze büßten DAX und S&P 500 etwa zehn Prozent an Wert ein und erreichten stellenweise sogar die Tiefs der US-Bankenkrise aus dem ersten Quartal. Auslöser für den deutlichen Kursrückgang war in erster Linie der starke Renditeanstieg am langen Ende der Zinskurve. Zehnjährige Bundesanleihen sind bis auf drei Prozent geklettert, und US-Treasuries haben mit fünf Prozent sogar das höchste Niveau seit 2007 erreicht.

Der Grund hierfür liegt jedoch weniger in der Sorge vor weiteren Zinserhöhungen der Notenbanken, da der inflationäre Druck zuletzt weiter nachgelassen hat. Vielmehr verringert eine robuste US-Konjunktur das Potenzial für Zinssenkungen im kommenden Jahr, weshalb sich die inverse Zinskurve über einen Anstieg am langen Ende spürbar „normalisierte“. Aber auch der Krieg in Israel hat kurzzeitig zur Verunsicherung unter den Anlegern beigetragen und ließ die Volatilität zusätzlich steigen.

Pünktlich zum Start in den neuen Monat setzte an den Aktienmärkten jedoch eine dynamische Erholungsbewegung ein, welche die Indizes im Durchschnitt um etwa fünf Prozent steigen ließ. Gleichzeitig fielen die Zehn-Jahres-Renditen um bis zu 50 Basispunkte zurück und sorgten damit für die beste Börsenwoche im laufenden Kalenderjahr. Schwächere Daten vom US-Arbeitsmarkt sowie die Eintrübung in den Einkaufsmanagerindizes weltweit lassen die Anlegenden zunehmend von einem Ende des Zinserhöhungszyklus der Notenbanken ausgehen. Sollte sich der schwächere Konjunkturtrend in den kommenden Monaten fortsetzen, würde dies die Chance auf möglicherweise doch schnellere Zinssenkungen im kommenden Jahr erhöhen. Im Rahmen unserer volkswirtschaftlichen Prognosen gehen wir derzeit von zwei Zinsschritten der Federal Reserve in Höhe von insgesamt minus 50 Basispunkten im zweiten Halbjahr 2024 aus (EZB minus 25 Basispunkte).

Markus Zipperer

Senior Investment Stratege, Deka CIO-Office

Im Rahmen der taktischen Anlagestrategie halten die Deka-Experten grundsätzlich an einer weitestgehend ausgewogenen Asset-Allokation fest. Das fundamentale Bild hat sich im Hinblick auf eine „sanfte Landung“ der Wirtschaft sowie die Fortsetzung des Inflationsrückgangs nicht geändert. Die jüngste Korrektur an den Kapitalmärkten haben die Anlagestrategen genutzt, um die zentrale Anlagestrategie etwas konstruktiver auszurichten. Im Bereich der Unternehmensanleihen wurde das Segment Euro High Yield aufgestockt und damit die Gewichtung der sogenannten Income-Anlagen weiter erhöht. Analog zum Aktienmarkt hatten sich die Risikoprämien von Hochzinsanleihen zuletzt spürbar ausgeweitet, und die Rendite erreichte auf Indexebene in der Spitze fast acht Prozent. Auch wenn im kommenden Jahr aufgrund des allgemein schwachen Wirtschaftswachstums sowie der deutlich gestiegenen Zinsbelastung der Unternehmen mit leicht höheren Ausfallraten zu rechnen ist, scheint das Chance-Risiko-Verhältnis auf dem aktuellen Renditeniveau ausgesprochen attraktiv.

Die Allokation im Bereich der Staatsanleihen bleibt hiervon unberührt und die Zinsduration verharrt auf einem leichten Übergewicht. Der zuletzt dynamische Renditerückgang bei langen Laufzeiten und die wachsende Überzeugung der Anlegenden, dass das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht ist, lassen auf eine fallende Zinsvolatilität und den bereits erreichten „Renditegipfel“ hoffen. Die Aktienanlagen bleiben zunächst neutral gewichtet. Der Ausblick auf eine weiterhin robuste Weltwirtschaft, gepaart mit einer wieder attraktiveren Bewertung infolge der jüngsten Kurskorrektur, lässt sowohl für das Jahresende als auch mit Blick auf 2024 einen durchaus konstruktiven Verlauf erwarten. Schwächephasen an den Märkten könnten daher eine Gelegenheit bieten, die taktische Asset-Allokation noch etwas weiter in Richtung Aktien und Unternehmensanleihen zu schärfen.

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