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Abnahme

Research und Märkte

Vielschichtige Herausforderungen für die globalen Märkte.

Turbulenzen an den weltweiten Börsen. Es sind vor allem die großen US-Technologieunternehmen, die in den vergangenen Wochen im Blickpunkt standen. Markus Zipperer, Senior Investment Stratege bei der Deka, erläutert wie es an den Märkten weitergehen könnte.

August 2024

Die Geschichtsbücher sind seit Anfang des Monats um ein weiteres Kapitel reicher und der August macht seinem Ruf als schwacher Börsenmonat alle Ehre. Der japanische Aktienmarkt verliert innerhalb von nur zwei Tagen 20 Prozent an Wert – mehr als im „Börsencrash“ von 1987 – kann sich am darauffolgenden Tag jedoch wieder um 10 Prozent erholen. Aber auch die Kurse in Europa und den USA geben in der Spitze verglichen mit den Juli-Hochs 10 Prozent ab, bevor eine Stabilisierung einsetzt. Gleichzeitig kommt es an den Rentenmärkten zu einem starken Renditerückgang über die gesamte Kurve hinweg. Zehnjährige Bundesanleihen fallen bis auf 2,1 Prozent zurück und das kurze Ende in den USA erreicht sogar die Tiefs der „Regionalbankenkrise“ von März 2023. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen der Federal Reserve steigen sprunghaft an und stellenweise wird bereits über „Emergency Cuts“ (eine außerplanmäßige Senkung in Höhe von 50 Basispunkten) spekuliert.

Auslöser der Korrektur waren in erster Linie schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt, die bei einigen Anlegern offensichtlich für Rezessionsängste sorgen. Die Arbeitslosenquote ist auf 4,3 Prozent gestiegen und auch die Anzahl der neugeschaffenen Stellen hat im Juli klar enttäuscht. Gleichzeitig fällt der US-Einkaufsmanagerindex (ISM) für das verarbeitende Gewerbe auf das Tief von 2023 zurück und befindet sich damit aus historischer Sicht ebenfalls an der Schwelle zur Rezession. Dies trifft nach einem guten ersten Börsenhalbjahr in vielen Portfolien auf hohe Aktienquoten (insbesondere im Technologiesektor) und eine entsprechende hohe Risikoauslastung. Zusätzlich „Öl ins Feuer“ hat die japanische Notenbank mit der Ankündigung weitere Zinserhöhungen gegossen. In der Folge kam es zu einer starken Aufwertung im Yen und sogenannte „Carry-Trades“ mussten im großen Stile geschlossen werden. Dies hat den Verkaufsdruck am Aktienmarkt noch verstärkt. In der Folge ist die Volatilität im S&P 500 auf das höchste Niveau seit der Corona-Pandemie gestiegen und hat gerade bei systematischen Anlegern zu einem Risikoabbau geführt. Aber auch die Geopolitik und die Sorge vor einer weiteren Eskalation im Nahost-Konflikt trägt aktuell nicht zu einer Beruhigung an den Märkten bei.

Markus Zipperer

Senior Investment Stratege, Deka CIO-Office

Keine Anzeichen für eine Rezession.

Im Rahmen der taktischen Anlagestrategie hatten wir Mitte Juli die Aktienquote auf neutral reduziert und halten an dieser Einschätzung zunächst weiter fest. Zwar scheint die US-Konjunktur mit Blick auf die jüngsten Arbeitsmarktdaten und der Stimmungseintrübung im verarbeitenden Gewerbe etwas an Dynamik zu verlieren. Für einen deutlichen Wachstumseinbruch oder sogar eine Rezession gibt es derzeit jedoch keine hinreichenden Signale. Der Anstieg in der Arbeitslosenquote erklärt sich in erster Linie durch ein erhöhtes Arbeitskräfteangebot in Folge der Zuwanderung. Hierfür sprechen auch die anhaltend niedrigen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung. Und auch in der Stimmungslage der Unternehmen divergiert das Bild. Während das verarbeitende Gewerbe schon seit geraumer Zeit unter einem schwachen globalen Handel leidet, konnte sich der für die US-Volkswirtschaft deutlich wichtigere Dienstleistungssektor (ISM Service) spürbar erholen und in den expansiven Bereich zurückkehren. Das Bild einer weiterhin robusten US-Konjunktur spiegelt sich auch in der jüngsten Berichtssaison der Unternehmen wider.

Zwar gab es insbesondere im Technologiesektor durchaus prominente Beispiele, welche die hohen Erwartungen der Investoren nicht mehr übertreffen konnten. In der Breite vermochten die Ergebnisse jedoch zu überzeugen. Etwa 80 Prozent der Unternehmen im S&P 500 konnten auf der Gewinnseite positiv überraschen und ein durchschnittliches Wachstum von 10 Prozent (gegenüber Vorjahr) ausweisen. Damit bleibt unser mittelfristiges Bild auf die Kapitalmärkte unverändert konstruktiv. Auf Sicht der nächsten Wochen können die Schwankungen jedoch hoch bleiben und auch ein nochmaliger Test der jüngsten Tiefs ist nicht zu auszuschließen. Zum einen sind die Anpassungsprozesse infolge der sprunghaft angestiegenen Volatilität bei einigen Marktteilnehmern noch nicht abgeschlossen. Und auch das technische Bild lässt aufgrund des Bruchs kritischer Marken zunächst keine „v-förmige“ Erholung erwarten. Gleichermaßen lastet die Sorge vor einer weiteren Eskalation in Nahen Osten auf den Kursen, auch wenn sich dies bisher (noch) nicht in einem höheren Ölpreis widerspiegelt.

Unternehmensanleihen weiter im Fokus.

An den Rentenmärkten sollten die Renditen von Staatsanleihen zunächst einen Boden gefunden haben. Mit dem Einpreisen von mittlerweile vier Zinssenkungen der US-Notenbank alleine für 2024 scheint das Potenzial zunächst ausgeschöpft. Präferiert werden weiterhin die höher verzinslichen Unternehmensanleihen. Insbesondere das Segment der Investment Grade Anleihen hat sich im Zuge der jüngsten Korrektur als relativ robust erwiesen. Die Risikoprämien sind trotzt hoher Schwankungen am Aktienmarkt nur geringfügig angestiegen und deuten damit ebenfalls auf keinen nachhaltigen Einbruch an den Risikomärkten hin. In Anbetracht der Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Nahen Osten empfiehlt sich eine Beimischung von Gold als diversifizierender Faktor im Portfolio.

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